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Baupläne lagerten
auf dem Dachboden

Der Nachlass von Reinhold Fischer-Fürstenau

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh/Plön (WB). Entfernt wurden nur der Adler mit Hakenkreuz, die Jahreszahl und der Fisch. Ansonsten sieht das Wappen der Marineunteroffizierschule (MUS) in Plön in Holstein heute noch so aus wie das der Unterseeboot-Ausbildungs-Abteilung der Marine von 1938. Der Gütersloher Architekt Reinhold Fischer-Fürstenau hatte das Emblem vor 67 Jahren entworfen.

»Mein Vater war als junger Marinesoldat sogar maßgeblich mit der Planung und dem Bau der Kasernenanlage ÝRuhlebenÜ in Plön beauftragt«, berichtet der Sohn Eckhard Fischer-Fürstenau (51). Stolz zeigt der Gastronom der Gütersloher »Heuwaage« die alten Schwarz-Weiß-Fotos der Gebäude und die damals streng-geheimen Baupläne der Kaserne. »Dieses Material habe ich aus dem Nachlass meines Vaters. Ich fand die Dokumente, Zeichnungen und Briefe zufällig auf dem Dachboden.« Sie zu studieren sei hochinteressant. Der Architekt Reinhold Fischer-Fürstenau war 87-jährig am 6. Juli 1999 in Gütersloh verstorben.
Für seinen Sohn öffnet sich mit dem gefundenen Dokumentations-Material die Tür zu einem Lebensabschnitt seines Vaters. Nebenbei, so Eckhard Fischer-Fürstenau, habe er das berühmte Wappen der U-Boot-Ausbildungs-abteilung entworfen. »Ich nehme an, mein Vater hat es in seiner Freizeit gezeichnet.« Ein Dankesschreiben des damaligen Fregattenkapitäns und Kommandeur der 3. Marienunteroffizierlehrabteilung (»Wir freuen uns, das Wappen am Bug unserer Boote führen zu können«) liegt noch heute fein säuberlich gefaltet in einer Aktenmappe. Fischer-Fürstenau: »Auch die Bilder von den Neubauten sind akkurat auf Pappbögen geklebt und beschriftet. Das sind Fotos der Zeitgeschichte.« Auch am Bau der U-Boot-Bunker sei sein Vater beteiligt gewesen.
Übrigens: Am 1. April 1945 wurde die Seekriegsleitung von Sengwarden in die Kasernenanlage »Ruhleben« nach Plön verlegt. Unter den hochdekorierten Marinesoldaten war auch Karl Dönitz, des »Teufels Admiral«. Dort erreichte ihn am 30. April 1945 das wohl wichtigste Telegramm seiner Karriere. Absender: Reichskanzlei Berlin. Inhalt: »Anstelle des bisherigen Reichsmarschalls Göring setzt der Führer Sie, Herr Großadmiral, als seinen Nachfolger als Reichpräsident ein.« Am 23. Mai 1945 wurde er dort von britischen Soldaten festgenommen. Das Haus von Dönitz hatte Fischer-Fürstenau entworfen und gebaut.
Nach Beginn einer zentralen Unteroffizierausbildung in der Marine 1956 in Cuxhaven und ab 1957 in Eckernförde wurde die Unteroffizierschule 1960 wieder an ihren Traditionsstandort Plön verlegt. Bis heute werden dort junge Soldaten für ihre Aufgaben als Vorgesetzte ausgebildet und erzogen, um anschließend als Ausbilder in der Truppe Verantwortung zu übernehmen. Reinhold Fischer-Fürstenau verschlug es nach dem Krieg aus dem zerstörten Hannover nach Gütersloh. Hier ließ er sich erfolghreich als Architekt nieder. Er entwarf und baute nicht nur Privathäuser, sondern auch Kindergärten und sogar die Heilig-Geist-Kirche sowie für große Unternehmen (Miele).

Artikel vom 03.05.2005