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»Azubis« starten beim
Langstrecken-Klassiker

Riemers »Lehre« soll beim 24-Stunden-Rennen Früchte tragen

Espelkamp/Minden (WB). Endlich steht der Traumerfüllung dreier Motorsportler aus dem Mühlenkreis nichts mehr im Wege. Sven Müller (Minden), Manfred Siek (Lübbecke) sowie Heiko Ass, die erst Anfang 2004 unter Anleitung des heimischen Rennfahrers Kai Riemer ihre internationale Renn-Lizenz erwarben, starten vom 5. bis 8. Mai beim größten Langstreckenrennen der Welt für Tourenwagen, dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

Ein langer Weg dorthin, denn zunächst mussten die drei »Azubis« die Grundbedingung zur Teilnahme an Autorennen sicherstellen - den Erwerb einer Renn-Lizenz. Im Rahmen seiner Eventagentur rund um das Automobil und den Sport bietet Kai Riemer Einzelausbildungen zum professionellen Rennfahrer an. Hierbei wurde den Rennsport-Begeisterten zunächst alles Wichtige über ein Reglement, die Bedeutung von Flaggensignalen, den Ablauf einer Renn-Veranstaltung sowie den Umgang mit Rennkommissaren und Organisatoren vermittelt. Unter Berücksichtigung von Aspekten aus der Fahrsicherheit ging es auf die Strecke, um das schnelle Fahren auf der Ideallinie sowie faires Verhalten auf der Rennstrecke zu erlernen. Dies absolvierten alle ohne »Ausritte«, und kehrten mit dem »Schein« in der Tasche aus Hockenheim zurück. Um jedoch speziell beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring starten zu dürfen, wird mittlerweile eine fundierte Streckenkenntnis gefordert, die Kai Riemer durch seine jahrzehntelange Erfahrung im Rahmen eines Personal-Coaching weitergab. Hierzu wurden zwei komplette Sonntage in der Eifel verbracht. Als letzte Hürde für eine Startzulassung mussten drei Rennen auf der schönsten und spektakulärsten Rennstrecke der Welt in Wertung beendet werden. Auch hier nutzte der 35-jährige seine umfangreichen Kontakte im Automobilsport und vermittelte sie zu Tschornia Motorsport, wo man 2004 die letzten Rennen zur »BF Goodrich Langstreckenmeisterschaft« unter die Räder nahm. Alle drei Läufe wurden nicht nur erfolgreich in Wertung beendet, beim zweiten Lauf reichte es sogar zu einem Podestplatz.
Nun fiebert man mit großer Vorfreude dem Wochenende nach Himmelfahrt entgegen. Starten werden die drei Ostwestfalen auf einem Suzuki Swift, der in der Klasse bis 1400 ccm eingestuft ist.
Auch während des Rennens wird Kai Riemer, selbst wieder Teilnehmer des 24-Stunden-Rennens, noch mit Tipps und Tricks zur Seite stehen, damit man nicht aus Fehlern lernen muss. »Es war ein Traum, und jetzt sind es nur noch wenige Tage,« so Manfred Siek im Interview. »Der Weg über eine Ausbildung durch Kai Riemer war genau richtig, bedenkt man die Kosten, aber auch die Hürden und Unwägbarkeiten im Automobilsport, an die wir vorher nie gedacht hätten. Dank seiner vielseitigen Erfahrungen im, aber auch außerhalb eines Rennwagens, konnten wir einige Fehler vermeiden.«
»Ich freue mich, dass wir am Ziel sind - und vor allen Dingen natürlich unbeschadet. Da man vorher nicht weiß, welches Gefühl die Lizenzanwärter für das Autofahren mitbringen, kann man auch deren Verhalten auf einer Rennstrecke schlecht abschätzen. Aber in diesem Fall lief alles wie am Schnürche. Ich freue mich, die drei Jungs auf der Strecke zu treffen - natürlich nur mit dem Auge,« scherzte Riemer beim Abschluss.
Riemer selbst wird wieder in seinem bewährten Renault Clio RS an den Start gehen. Dieses Mal steht jedoch das Ankommen deutlich vor einer guten Platzierung. Der Mindener Marketing-Fachmann erhielt für das 24-Stunden-Rennen den Testauftrag eines japanischen Rei-fenherstellers, der 2005 erstmals einen Rennreifen (Semi-Slick) mit Straßenzulassung im Programm anbietet. Auch bei den Fahrerkollegen greift Riemer auf Bewährtes zurück: Jörg Chmiela. Technisch betreut wird er durch Arkenau Motorsport. Sollten die letzten Sponsorengespräche positiv verlaufen, wird Riemer in diesem Jahr wieder in der Mini Challenge an den Start gehen. Auch diesmal fährt man wieder im Vorprogramm von medienwirksamen Großveranstaltungen: zwei Mal bei der Formel 1, beim 24-Stunden-Rennen, beim Oldtimer-Grand-Prix sowie ein Mal bei der Tourenwagen-Weltmeisterschaft. »In der Mini Challenge habe ich noch eine Rechnung offen, nachdem ich im letzten Jahr den Titel nur um 95/1000 Sekunden verpasst habe. Es gibt nur ein Ziel,« gab sich Riemer bei der Saisonpräsentation kämpferisch.

Artikel vom 03.05.2005