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Marktleiter
muss gehen

Aschof gegen Marktkauf - Vergleich

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock/Bielefeld (WB). Ein Vergleich beendet die Kündigungsschutzklage von Josef Aschof, Ex-Marktleiter des Marktkaufes Schloß Holte-Stukenbrock, gegen Marktkauf. Der Vergleich, der am Freitag beim Gütetermin vor dem Arbeitsgericht in Bielefeld geschlossen wurde, beinhaltet auch einen »Maulkorb« für Aschof.

»Ich kann mich gegenüber der Presse nicht äußern«, sagte Aschof. Seine Anwältin, Ingelore Stein aus Dortmund, erläuterte, dass Aschofs Arbeitsverhältnis zum 30. September dieses Jahres gegen Zahlung einer Abfindung endet. »Bei einem leitenden Angestellten kann der Arbeitgeber einen Auflösungsantrag stellen. Das hätte die Gegenseite getan. Dann wäre es nicht mehr möglich, den Arbeitsplatz zu erhalten«, erklärte die Anwältin nach der Verhandlung. »Gerecht ist das nicht.«
Die Güteverhandlung fand weitgehend in nicht öffentlicher Sitzung statt. Richter Joachim Kleweman hatte dies entschieden.
Während der öffentlichen Sitzung hatte die Anwältin Aschofs betont, dass sie es einen »Skandal« finde, dass die Ehefrau ihre Arbeit verlieren sollte, damit ein Ehepaar nicht im gleichen Markt arbeitet. Diese Regelung sei unglaublich, hatte sie schon im Vorfeld des Prozesses betont. Da meist der Mann mehr verdiene, sei dies eine Diskriminierung der Frauen.
Dr. Hartmut Stracke, Anwalt von Marktkauf, erläuterte, es gebe die Kultur, dass Ehepartner gemeinsam arbeiten könnten bei dixi, aber eben auch die Kultur, dass dies nicht gehe. Im übrigen sei nie gesagt worden, der Ehemann bleibt, die die Ehefrau geht.
Den Druck, der auf dem Ehepaar lastete, nachdem Egbert Prante, der Marktkauf-Regionalleiter, Josef Aschof wegen der Beschäftigung seiner Frau im gleichen Markt angesprochen hatte, sei enorm gewesen, schätzte die Anwältin bereits vor dem Gütetermin ein. (Das WESTFALEN-BLATT berichtete zuletzt am 1. April).
Aschof habe dabei seine Kompetenzen aber nicht überschritten, als er nach einer Lösung suchte, sich deshalb mehrfach an die Personalabteilung und den Regionalleiter wandte, und seine Frau freistellte. »Außerdem blieb die Frau noch eine Zeit freigestellt, nachdem Aschof gekündigt worden war«, sagte Ingelore Stein.
Der Vergleich beinhaltet auch den Verlust des Arbeitsplatzes von Resi Aschof, die als Kassenaufsicht bei Marktkauf in Schloß Holte-Stukenbrock arbeitete.
Mit dem Vergleich sind auch die Anstrengungen vieler Bürger hinfällig, Josef Aschof als Marktleiter zu behalten. Mehr als 50 Bürger hatten Unterschriften für Aschof gesammelt und an die AVA, deren Tochter Marktkauf ist, geschickt. Der FC Stukenbrock hatte ebenfalls an der AVA-Vorstand geschrieben. Darin heißt es unter anderem »dass, die unnachvollziehbare Entlassung von Herrn Aschof und insbesondere deren Umstände einen erheblichen Vertrauensverlust bei vielen Menschen dem Haus Marktkauf gegenüber bewirkt haben.«
Aschof war 18 Jahre am Standort Schloß Holte-Stukenbrock tätig, hatte die Umgestaltung von dixi zu Marktkauf entscheidend mit geprägt. Der Standort ist sehr umsatzstark, deshalb hatte Aschof im öffentlichen Teil des Termins gesagt, Angebote in einem andern Markt zu arbeiten, wären eine Strafversetzung gewesen. Zum Beispiel Hillegossen: Die Tankstelle in Schloß Holte-Stukenbrock mache mehr Gewinn als der Markt dort.

Artikel vom 30.04.2005