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Uekmann schließt
nach 100 Jahren

Nach der dritten Generation ist Schluss

Gütersloh (wes). Die Kunden kommen aus der ganzen Region, um bei Familie Burkhard einzukaufen: Ein paar neue Koffer für die nächste Reise, die Handtasche zum Geburtstag der Mutter oder den Regenschirm, den Vater zum Spaziergang braucht. Die Burkhards verstehen nämlich etwas von ihrem »Handwerk«. Sie betreiben in der dritten Generation das Lederwarengeschäft Uekmann und feiern heute 100-jähriges Bestehen.

Der Onkel von Heinz Burkhards Mutter, Wilhelm Uekmann, eröffnete 1905 in der Schulstraße das Geschäft und verkaufte zunächst Tabakwaren und Schirme. Bereits fünf Jahre später zog die Familie in das Haus an der Berliner Straße, in dem es jetzt noch seinen Betrieb aufrecht hält. Mutter Charlotte übernahm den Uekmannschen Laden und brachte Sohn Heinz das Verkaufen bei. »Im Januar 1978 habe ich dann die Regie übernommen«, berichtet Heinz Burkhard mit Stolz. Er und seine Frau Veronika entschieden sich aber, den Tabakverkauf einzustellen und sich auf die Lederwaren und die Schirme zu konzentrieren. Frau Veronika steht immer mit im Geschäft, die Auswahl der breiten Produktpalette treffen sie beide gemeinsam.
Bis vor einigen Jahren hat die Familie Burkhard noch über dem Geschäft gewohnt. »Wir haben kaum Privatleben gehabt, als wir so nah an unseren Laden angebunden waren«, erzählt Burkhard. »Natürlich geht bei uns immer der Kunde vor«, spricht er über die Situation. Der Service habe eben in den 100 Jahren nicht nachgelassen. Nachdem die Töchter Nina und Nadine aus dem Haus waren, hat der 59-Jährige sich mit seiner Frau erst einmal eine neue Wohnung gesucht. »Die ist um die Ecke«, verrät er mit einem Schmunzeln.
Das war der erste Schritt weg vom Lederwarengeschäft. Der Schritt wird im kommenden Jahr noch größer werden: Heinz Burkhard und seine Frau Veronika werden im nächsten Jahr ihren Laden schließen. Einen Nachfolger haben sie nicht. »Unsere Töchter haben mit unserem Verkauf nichts am Hut«, sagt Burkhard. So wird das Jubiläum jetzt gefeiert, auf alle Artikel 20 Prozent Rabatt gegeben, und dann fällt der Vorhang für den Verkauf. »Wir sind schon auf der Suche nach einem geeigneten Nachmieter«, plaudert Burkhard ein wenig aus dem Nähkästchen. Er will dann ein wenig das Leben genießen, seine Koffer packen und mit seiner Frau verreisen.

Artikel vom 02.05.2005