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Gleise keine Spielplätze

20 Einsätze des Bundesgrenzschutzes an Avenwedder Bahnbrücke

Gütersloh-Avenwedde (mdel). 17. Oktober 2004, 18.52 Uhr: Mit einer Geschwindigkeit von 140 Stundenkilometern prallt der »IC 2144« auf seiner Fahrt von Hannover nach Köln in Avenwedde an der Eisenbahnbrücke am Röhrbach gegen einen Ausleger des Oberleitungsnetzes. Vermutlich hatten Jugendliche die Leitung zu Boden geholt, indem sie mit Steinen die Keramikisolatoren zerstörten.

Polizeiobermeisterin Diana Schröder und Polizeihauptkommissar Carsten Simon sind heute noch froh, dass damals nichts Schlimmeres passiert ist. Der vermeintliche Lausbuben-Streich hätte für die Jugendlichen tödliche Folgen haben können, steht die Oberleitung doch unter einer Spannung von 15 000 Volt. An dem »IC 2144« zerstörte der Ausleger die Frontscheibe. Verletzt wurde in dem Zug glücklicherweise niemand.
80 Mal musste der Bundesgrenzschutz im vergangenen Jahr im Regierungsbezirk Detmold ausrücken, weil Kinder und Jugendliche Bahnanlagen als Spielplätze missbraucht haben. Allein 20 Mal wurden die Beamten zu der prägnanten Stahlbrücke am Röhrbach in Avenwedde gerufen. Ein Ort, der Jugendliche anlockt, weil man dort nahezu unbeobachtet ist. Zum Leidwesen der Bundesgrenzschutzbeamten, denen die Vielzahl von »Streichen« Arbeit beschert.
»Auf Gleise werden Steine oder Spielzeugautos gelegt, weil die Kinder sehen wollen, wie ein Zug über die Gegenstände rollt«, berichtet Diana Schröder. Ebenso gefährlich wie unverfroren ist das Bewerfen von Zügen mit Steinen oder das Überqueren der Bahngleise als Mutprobe. Den Eltern können diese waghalsigen Freizeitbeschäftigungen teuer zu stehen kommen. Beobachtet ein Lokführer Kinder an den Bahnanlagen, informiert er umgehend den Bundesgrenzschutz. Dieser sperrt sofort Strecke, was zu Zugverspätungen führt. »Die Kosten hierfür kann die Bahn den Eltern in Rechnung stellen«, warnt Diana Schröder. Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, geht der Bundesgrenzschutz bereits seit einigen Jahren gezielt in die Schulen.
Am 9. Mai zum Beispiel ist Diana Schröder als zuständige Beamtin für die Prävention in der Grundschule in Avenwedde-Bahnhof zu Gast. Dort macht sie den Kindern deutlich, dass Bahnanlagen keine Spielplätze sind. Wer weiß schon, dass der Bremsweg eines Güterzuges 1000 Meter beträgt oder dass an Oberleitungen mindestens ein Abstand von 1,50 Metern zu halten ist? Seit der Bundesgrenzschutz in den Schulen präsent ist, ist die Zahl der Vorfälle kontinuierlich zurückgegangen. Ganz ausschließen kann man sie nicht, wie der 17. Oktober 2004 zeigt. Jeder Fall ist einer zu viel.

Artikel vom 30.04.2005