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Luft versetzt in
Schwingungen

Konzert in der Frotheimer Klus

Von Henrike Kopmann
Frotheim (WB). Anspruchsvolle Choräle in schlichtem Ambiente - diese Mischung solle den besonderen Reiz des Konzertes ausmachen, erklärte Günter Bünemann. Am Freitag organisierte die Frotheimer Dorfgemeinschaft eine klassische »Abendmusik« in der Klus.

Das mit »Dir, Jehova, will ich singen« betitelte Programm entführte das Publikum in das 16. und 17. Jahrhundert. »Eine musikalische Zeitreise in die Schaffenszeit von Bach, Händel, Dietrich Buxtehude und Johann Caspar Simon ist geplant«, kündigte Bünemann, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, an. Die beiden Interpreten Hans-Dieter Seibel und Professor Johannes Geffert wussten die jahrhundertealten geistlichen Kompositionen mit lebendigem Ausdruck und Hingabe zu füllen.
Mit einfühlungsvoller und tonsicherer Stimme versetzte Tenor Seibel die Luft in Schwingung. Die Texte erzählten von der Zuversicht, Gott möge Geist und Herz des Menschen erneuern und läutern. Das Streben nach irdischem Reichtum sei zu verwerfen, wie Johann Caspar Simon in seiner Arie »Weicht ihr Schätze dieser Erde« verkündete. Der Glaube sei des Menschen - um mit Bachs Worten zu sprechen - »Quell und Wonne«. Getragen von den oft schweren, aber eindrucksvollen Klängen, zeugten die Lieder von tiefer Religiosität. Händels »Nine tunes for Clay's musical clock« sowie einige Instrumentalstücke aus der Feder von Johann Sebastian Bach lockerten den strengen Charakter auf: An der Klusorgel von 1780 ließ Professor Johannes Geffert beschwingte, »tänzelnde« Tonfolgen in unterschiedlichen Variationen erklingen.
Obgleich der hörbare Tastendruck der betagten Orgel nicht immer zu kaschieren war, schmälerte dies das musikalische Erlebnis nicht. Die beiden Musiker überzeugten sowohl durch ihre Gesangs- und Spielkunst als auch durch ihre große Einfühlungsgabe. Die dargebotenen Stücke mit ihrer himmlischen Lobpreisung sprachen hierbei einen kleinen, erlesenen Zuhörerkreis an.
Für Liebhaber klassischer Kirchenmusik von erhaben-strenger Schönheit war die »Abendmusik in der Klus« zweifellos mehr als hörenswert.
Sein Gesangsstudium absolvierte Hans-Dieter Seibel an der Musikhochschule in Köln. Daneben ergänzten Meisterkurse in der Schweiz und Lichtenstein seine künstlerische Ausbildung. Der in Frotheim lebende Tenor gastiert europaweit, war auch schon mehrfach vor heimischem Publikum zu hören. Besondere Anerkennung genießen Seibels Umsetzungen Bach'scher Evangelistenpartien.
Johannes Geffert ist als Professor für Orgel an der Musikhochschule Köln tätig. Der aus einer Kantorenfamilie stammende Künstler leitete fünf Jahre lang den Aachener Bachverein und rief die »Aachener Bachtage« ins Leben. Auch die Gründung der Johann-Sebastian-Bach-Akademie geht auf das Engagement des einstigen Bonner Kirchenmusikdirektors zurück.
Das Orchester hat sich der frühklassischen Musik verschrieben, die es auf historischen Instrumenten vorträgt. In internationalen Fachkreisen werden seine Bacheinspielungen sowie insbesondere seine Liszt-Bearbeitung hoch gelobt.

Artikel vom 03.05.2005