30.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Der Mann, der aus den Wolken fällt

Fallschirmspringer Markus Vorbeck landet heute in Neuenkirchen am Café Stritzke

Von Meike Oblau
Rietberg-Neuenkirchen (WB). Markus Vorbeck wird sich heute Abend einen Traum erfüllen - zumindest, wenn das Wetter mitspielt. Dann nämlich wird der leidenschaftliche Fallschirmspringer direkt über Neuenkirchen aus den Wolken fallen und 200 Meter von seinem Elternhaus entfernt landen, auf der Wiese neben Stritzkes Café.

210 Sprünge hat der 27-Jährige schon absolviert, dieser aber soll heute Abend ein ganz besonderer werden. »Es war mein größtes Ziel, einmal einen Absprung über Rietberger Gebiet zu machen«, freut sich der selbstständige Maurer. Bei der Bundeswehr entdeckte der Neuenkirchener 1998 als Luftlandesanitäter seine Leidenschaft für das Fallschirmspringen in der Fallschirmjägerkaserne in Varel. 2001 absolvierte er dann einen weiteren Lehrgang, denn das Fallschirmspringen bei der Bundeswehr unterscheidet sich stark vom »normalen« Fallschirmspringen. »Bei der Bundeswehr sind wir aus einer Höhe von gerade einmal 380 Metern gesprungen, normalerweise springt man aus 4000 Metern und kann einen langen Flug genießen«, weiß Vorbeck.
Während seines Lehrgangs absolvierte er sieben Sprünge, zunächst wurde er von zwei Lehrern begleitet, später nur noch von einem. Im theoretischen Unterricht wurden die wichtigsten Grundkenntnisse über den Aufbau des Fallschirms und die verschiedenen Luftbegebenheiten vermittelt, und vor dem ersten Sprung absolvierte Markus Vorbeck eine ganze Reihe von Trockenübungen. »Da hängt man dann mit einem Fallschirm in einer Turnhalle, nur ein kleines Stückchen über dem Boden, und muss Kommandos befolgen«, erinnert sich der 27-Jährige, wie alles begann. Auch seinen ersten »Allein-Sprung« hat er noch gut vor Augen: »Mir haben natürlich richtig die Knie gezittert, aber ich war einfach nur glücklich und habe es genossen.« Der siebte Sprung seines Lehrgangs endete dagegen weniger erfolgreich, bei der Landung erlitt Vorbeck einen dreieinhalbfachen Bänderriss. Das Fallschirmsprung-Fieber hat ihn dennoch so richtig gepackt, auch im Urlaub hat er seinen Fallschirm immer dabei und hat bereits Sprünge in Spanien und in Florida absolviert. »In Florida wollten wir eigentlich noch viel öfter abspringen, dort hat uns im vergangenen Jahr leider aber der Hurrican Charly gebremst«, bedauert der Neuenkirchener. Umso schöner war dann einige Monate später die Teilnahme am »Pink Boogie« in Zell am See. »Über den verschneiten Bergen abzuspringen, bei minus 30 Grad, das war einfach nur irre«, schwärmt Vorbeck. Laien, meint er, hätten oftmals eine falsche Vorstellung von seiner Sportart: »Viele Leute denken, man springt aus dem Flugzeug in einen luftleeren Raum und fällt sofort mit großer Geschwindigkeit nach unten. So ist das aber nicht. Das Flugzeug hat ja eine Geschwindigkeit von etwa 140 Stundenkilometern, man fällt also quasi zunächst nach vorne«, schildert er. Dieses Gefühl werden übrigens heute Abend noch zwei weitere Neuenkirchener genießen: der Vorsitzende des Gewerbevereins, Bernhard Kollenberg, sowie der Schützenkönig der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft, Josef Beermann, wollen einen Tandemsprung wagen. Und für Petrus gibt es ganz genaue Vorgaben: »Ideal wäre teilbewölkt und trocken. Wir springen nicht bei geschlossener Wolkendecke, nicht bei Regen und nicht, wenn mehr Wind als 20 Meter pro Sekunde herrscht«, schildert Markus Vorbeck. Bei gutem Wetter verspricht er übrigens ein ganz besonderes Schmankerl: dann nämlich wird er nach seinem Sprung aus dem Flugzeug auch noch einen Sprung aus einem Heißluftballon wagen.

Artikel vom 30.04.2005