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Wenn das Wasser kommt

Schutzanlagen kosten 920 000 Euro - Drei gefährdete Gebiete

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Welche Investitionen in den Hochwasserschutz kann und will sich eine Stadt leisten - die Meinungen gehen weit auseinander. Vor allem: Welche Verantwortung tragen die Bürger selbst?

Grundlage für die Diskussion im Bau-, Planungs-, Umwelt- und Verkehrsausschuss war die vom Ingenieurbüro Sönnichsen (Minden) ausgearbeitete Vorplanung, nach der in den drei besonders gefährdeten Bereichen - Reinkenwiese, Emssee und Kernstadt Wiedenbrück - insgesamt 920 000 Euro für Baumaßnahmen wie Mauern und Deiche ausgegeben werden müssten. Eine andere Möglichkeit: Nichts unternehmen. Was laut Berechnung der Mindener bei einem 100-jährigen Hochwasser zur Schäden in Höhe von etwa 5,5 Millionen Euro führen würde. Das Hochwasser zum Jahreswechsel 2002/2003 war, so ein Mitarbeiter des Ingenieurbüros, lediglich ein 25- bis 30-jähriges. Wollte man ein 100-jähriges Hochwasser mit Rückhaltebecken bändigen, müssten 49 Millionen Euro investiert werden.
Dann doch lieber Mauern bauen, Wege hochlegen, die Umflut drosseln oder an der Reinkenwiese im Bereich Bahnunterführung die »Sohlschwelle« in der Ems entfernen. Was den Wasserspiegel im Nahbereich um 15 Zentimeter senken würde. Für Schutzmaßnahmen direkt am Haus wie die Abdichtung von Kellerschächten müssen übrigens die Besitzer aufkommen. Die könnten, so Peter Berenbrinck von der SPD, schon in 90 Prozent der Fälle für kleines Geld viel erreichen. Wer in einem Hochwassergebiet baue, der wisse schließlich, wo er sich befinde. Von der Allgemeinheit könne man nicht erwarten, dass sie die Schutzmaßnahmen wie eben Mauern und Deiche finanziere. Zudem dürfte man die Wasserbehörden nicht aus der Pflicht lassen. Die müssten erst einmal dafür Sorge tragen, dass »Schwellen und Staustufen optimiert würden« - Aussagen, die Berenbrinck wohl nicht direkt nach dem Hochwasser vor gut zwei Jahren gemacht hätte, glaubt FDP-Fraktionsvorsitzender Johannes Klink. Beim Blick auf die zu erwartenden Schäden seien die vom Büro Sönnichsen prognostizierten Ausgaben durchaus machbar.
Nun fühlte sich offenbar nicht nur CDU-Fraktionsvorsitzender Günter Göpfert kaum in der Lage zu beurteilen, was den Bürgern zuzumuten sei und was nicht. So bleibt abzuwarten, welche Planungen der Kreis Gütersloh zum Thema Hochwasser entwickelt. Erst dann kann entschieden werden, ob und wieviel Geld die Rheda-Wiedenbrücker in die Hand nehmen.
Baudezernent Gerhard Serges jedenfalls will sich nach dem nächsten Hochwasser »nicht hinstellen und erklären, wir haben nichts getan«. Und Mäuerchen können schließlich für ein Wohngebiet auch bereichernd sein.

Artikel vom 30.04.2005