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Anonym und schnell:
Beratung via Internet

»femina vita« jetzt auch Online - große Nachfrage

Kreis Herford (HK). Die Mädchenberatungsstelle bot vor wenigen Wochen die Online Beratung in Kooperation mit dem Paritätischen Landesverband NRW an. Dies erfolgte im Rahmen des von der Stiftung Deutsches Hilfswerk finanzierten Modellprojektes »Internetberatung als konzeptioneller Baustein von psychosozialen Beratungsstellen« auf der Plattform »beranet.de« und mit dem Portal »das-beratungsnetz.de«.

»femina vitas« Mädchenberatungsstelle war eine von zwölf ausgewählten Beratungsstellen in NRW. Das Modellprojekt lief genau ein Jahr. 2122 Mal wurde die Seite von »femina vita« bisher aufgerufen. 51 Mädchen und junge Frauen suchten online Beratung. Diese erfolgte je nach Bedürfnis der Klientin als E-Mail-Kontakt oder als Einzelchat. Im gesamten Zeitraum fanden zehn Gruppenchats statt.
Häufigstes Beratungsanliegen war Sexueller Missbrauch mit 111 Nennungen, gefolgt von Essproblemen (74), Selbstverletzendes Verhalten (63), Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen (34) und Problemen mit Familie/Verwandtschaft (32). Der Großteil der Mädchen und jungen Frauen (73,03 Prozent) war im Alter zwischen 15 bis 20 Jahre.
Über die Hälfte der ratsuchenden Mädchen wohnt noch bei den Eltern, hat Haupt- oder Realschulabschluss und lebt in einer Kleinstadt (60,30 Prozent) oder auf dem Lande (17,98 Prozent). Bei der Auswertung der Gespräche wurde deutlich, dass die Intensität der Online Beratung sehr hoch ist.
Die Mädchen nahmen zuverlässig ihre Chat-Termine wahr, waren zu einer engen Zusammenarbeit bereit und öffneten sich schnell mit sehr intimen und persönlichen Problemen, teilte die Beratungsstelle mit. »Dies könnte damit zusammenhängen, dass die garantierte Anonymität einen besonderen Schutzraum schafft und sich somit Hemmungen, vor allem für Ratsuchende mit ausgeprägtem Schutz- und Kontrollbedürfnis, verringern.«
Anders als von den Beraterinnen erwartet haben sich die Mädchen das Internet bewusst ausgesucht und zwar nicht als Vorstufe zu einem »direkten« Kontakt, sondern zunächst einmal als Ersatz. Oft hatten die Mädchen und jungen Frauen schon Therapie-, Klinik- oder Beratungserfahrung und haben jetzt bewusst als besonders niedrigschwelliges Angebot die online Beratung gewählt. Sie möchten so die Kontrolle behalten und jederzeit das Gefühl haben aussteigen zu können.
Sehr gefreut hat sich die Beratungsstelle über Mädchen und junge Frauen aus dem Kreis Herford, die sich bewusst für Online-Beraterinnen entschieden haben, weil sie zunächst im Online-Kontakt Mut und Vertrauen für einen persönlichen Kontakt sammeln wollten. Sie haben Schwellenangst vor dem konkreten Gang in die Beratungsstelle und werden Stück für Stück vorbereitet. Auch haben über die Online-Beratung Mädchen zu »femina vita« gefunden, denen auf Grund einer Behinderung eine Kontaktaufnahme erschwert war.
»femina vita« möchte dieses Angebot auch nach Beendigung des Modellprojektes weiter führen. Die Mädchen können zu jeder Tages- und Nachtzeit von einem sicheren Schutzraum aus Kontakt zu den Beraterinnen aufnehmen. Sie erfahren so anonym, kostenlos und schnell Beratung und Hilfe.
www.feminavita.de

Artikel vom 29.04.2005