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Hausherr Pastor Johannes Beer (rechts) beriet Ulrich Möckel bei der Installation der Werke.

Inspiriert von den
Formen der Natur

Ulrich Möckel stellt in St. Johannis Objekte aus

Herford (KaWe). Die Formen sprechen für sich - sind von der Natur vorgegeben und doch auch gestaltet. Skulpturen aus Holz und Metall vereinen sich unter dem Oberthema »Vom Kern der Dinge«. Unter diesem Motto zeigt der Künstler Ulrich Möckel vom 1. Mai bis zum 16. Juni seine Werke in der Johanniskirche. Die Ausstellung wird morgen, Samstag, um 18 Uhr mit einem Kunstgottesdienst eröffnet.

»Der Kern ist ein Thema voller Doppeldeutigkeit. Nicht immer ist auf den ersten Blick erkennbar, was hinter dem ÝKernÜ steckt«, verdeutlicht Pastor Johannes Beer. »Vieles ist nur möglich, weil es überhaupt einen Kern gibt - sowohl im übertragenen als auch im tatsächlichen Sinne«, erklärt Maler und Bildhauer Möckel, der 1949 in Hemer geboren wurde und an der Kunstakademie Düsseldorf (Abteilung Münster) studierte.
Sein Kunstwerk »Vom Kern der Dinge« besteht aus zwei Teilen. Aus einem »Birnenholz-Klumpen« hat Möckel eine ovale Form geschaffen, sie mit Papierstreifen umklebt, die Papierhülle in zwei Hälften geteilt und diese in Bronze gießen lassen. Der Holzkern und sein Mantel aus Bronze sind in der Ausstellung zu sehen. Zwei Stücke aus ganz verschiedenen Materialien, die aber ganz klar zusammen gehören.
Zumeist arbeitet der Künstler Möcker mit Bäumen oder Baumstücken, die er in der Natur vorfindet und lässt sich von deren Form inspirieren. Seine Eingriffe an dem Material sind vehement und elementar, folgen aber der gewachsenen Struktur. Gut zu sehen ist dies bei seinem »Gitterwerk« - einem stabilen Pappel-stamm, den Möckel mit einer Kettensäge ausgehöhlt und in ihn das Gittermuster eingearbeitet hat.
Die Oberflächen der Exponate sind bearbeitet: Mal sind sie poliert, gefärbt, gelöchert oder aber der Natur nachempfunden, dabei aber doch verändert und erneuert.
Eine Beziehung zum Raum - zur Kirche - ist mit den mehr als 25 Ausstellungsstücken entstanden. Sie bieten mit ihren zumeist geradlinigen Formen einen gelungenen Kontrast zu dem reich verzierten Kirchenschiff. Im Eingangsbereich begrüßen farbige Pyramiden aus alten Dachbalken die Besucher, an einer imposanten Kirchensäule befindet sich eine eigens für die Herforder Ausstellung gefertigte Installation aus Kernschnitten. Dunkle, kastenförmige, mit Ritzen versehene Werke hängen an der Säule und scheinen - »ähnlich wie die Kanzel« - ein Geheimnis zu bergen.
Körperformen - an den Wänden auf den Emporen angebracht - erinnern in ihrer Gitterform an Korsetts. Sie sind ebenfalls von einem Holzkern aus entstanden.
Seit 1978 arbeitet Ulrich Möckel freischaffend, hatte zahlreiche Ausstellungen und ist Träger verschiedener Kunstpreise wie beispielsweise 1998 Preisträger bei der Bundesgartenschau in Magdeburg. »Ulrich Möckel und ich kennen uns seit mehreren Jahren. Gemeinsam haben wir die Skulpturen für diese Ausstellung ausgewählt. Ich lade stets Künstler ein, die ich kenne oder zu deren Werken ich einen Zugang habe«, so Pastor Beer. Die Stücke wie »Kronenholz«, »Kleine Welle«, »Pyramiden« oder das »Boot« stammen aus verschiedenen Schaffensperioden. So sind frühe Werke von 1986/87 zu sehen, aber auch aktuelle. Die Ausstellung kann täglich in der Zeit von 11 bis 18 Uhr in der St. Johanniskirche, Neuer Markt, besichtigt werden.

Artikel vom 29.04.2005