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Kindheit unter
der NS-Diktatur

VHS ließ Zeitzeugen berichten

Paderborn (karo). »Zeitzeugen« lautete der Titel einer gemeinsamen Veranstaltung von Universität und Volkshochschule in der VHS. Vier Paderborner berichteten offen darüber, was sie während des Nationalsozialismus in Elternhaus, Schule und Jugendorganisationen erlebt haben.

»Sie ahnen nicht, was das für ein Kind bedeutet, wenn im Elternhaus abfällig über das gesprochen wird, was in Schule, Sportvereinen und BDM glorifizert wird,« drückt Franziska Bunsmann den Konflikt aus, in dem sie aufgewachsen ist. Ausrufe der Mutter wie: »Vater, nicht vor den Kindern!« gehörten zum Alltag von Franziska und ihren sieben Geschwistern. So wie diese Lehrertochter sind auch die drei weiteren Zeitzeugen an diesem Abend in NS-kritischen Familien aufgewachsen.
An der anschließenden Diskussion beteiligten sich zahlreiche Altersgenossen der vier Vortragenden. Ein 72-jähriger Zuhörer äußerte sich enttäuscht, dass keine objektive Auswahl der Zeitzeugen getroffen worden sei. Deshalb könne der Eindruck entstehen, alle Paderborner Eltern seien gegen die Nationalsozialisten gewesen und alle Kinder hätten sich vor der Hitlerjugend gedrückt. Die Studenten um Dr. Reiner Pöppinghege, die den Abend vorbereitet hatten, erwiderten, dass es unmöglich gewesen sei, NS-Sympathisanten ausfindig zu machen.
An das plötzliche Verschwinden ihrer beiden jüdischen Schulkameraden erinnert sich Franziska Bunsmann noch genau: Am Denkmal für die zerstörte Synagoge ist die Familie Cölln auf der Gedenktafel aufgeführt.

Artikel vom 30.04.2005