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Schwarze Finger und viel Spaß

»Girls Day« in Bad Driburg mit dem Schwerpunkt Kfz-Mechatronikerin

Von Alexandra Rüther
Bad Driburg (WB). Etwas irritiert stellen die beiden 13-jährigen Schülerinnen Franziska Müther und Anja Hochhaus fest, wie schnell ihre Hände schwarz werden. Ihrer guten Laune tut das aber keinen Abbruch. Am gestrigen »Girls Day - Mädchen-Zukunftstag« verschafften sie sich in Bad Driburg einen ersten Einblick in die Arbeit der Kfz-Mechatroniker.

»Es ist ganz lustig hier. Wir haben schon Reifen abmontiert, Luft abgelassen und von einem Auto dieses Unterteil abgeschraubt«, erzählen die beiden Realschülerinnen aus Steinheim. Franziskas Vater Udo Müther arbeitet bei Mercedes-Hoffmann und hat den Mädchen die Praktikums-plätze verschafft.
Im Kreis Höxter fand der Girls Day, initiiert von der Arbeitsgemeinschaft der Gleichstellungsbeauftragten aller Städte und der Regionalstelle Frau und Beruf im Kreis Höxter, zum dritten Mal, bundesweit zum fünften Mal statt. »Ursprünglich sollten an diesem Tag die Töchter mit den Vätern in deren Beruf hineinschnuppern«, berichtet Ulrike Rustemeier, Gleichstellungsbeauftragte in Bad Driburg, wo in diesem Jahr der Schwerpunkt im Kfz-Bereich lag.
Ziel der Aktion ist es, Schülerinnen eine Vielzahl von techniknahen Berufsfeldern vorzustellen und sie auf zukunftsorientierte Arbeitsplätze aufmerksam zu machen. Der spezifische Ansatz der Mädchenförderung steht deshalb im Mittelpunkt, weil im Berufswahlverfahren von Mädchen Besonderheiten festzustellen sind. Schließen Mädchen heute die Schulausbildung ab, haben sie im Durchschnitt bessere Abschlüsse als ihre männlichen Mitschüler vorzuweisen. Aber die Berufswünsche der Mädchen orientieren sich fast ausschließlich an zehn von 400 Ausbildungsberufen in Deutschland, obwohl sie auch in anderen Berufen Chancen hätten.
Bei Opel Humborg nutzten gleich sieben Mädchen die Möglichkeit, den Mitarbeitern nicht nur über die Schulter zu schauen, sondern auch selber mit »anzupacken«. Nach einer Betriebsführung am Morgen mit Chefsekretärin und Ausbildungsleiterin Melanie Winkelhahn wurden die jungen Damen mit »Blaumännern« ausgestattet. »Die sind alle sehr nett hier«, erzählen Frauke Ridder (15) und Nina Siewerink (14) von der Realschule Bad Driburg. »Wir können richtig mithelfen«, sagen sie und machen sich gleich daran, die Radkappen zu lösen.
Die Klassen acht, neun und zehn des Städtischen Gymnasiums waren mit allen Schülerinnen und Schülern in Sachen »Girls Day« unterwegs. Die Klasse zehn besuchte Workshops und Schnupperkurse an der Universität Bielefeld. Die Schülerinnen und Schüler der Klassen acht und neun haben sich selbständig um einen Praktikumstag bemüht, wobei die Jungen sich nach typisch weiblichen Berufen umgesehen haben.
Auch Bürgermeister Burkhard Deppe konnte sich ein eigenes Bild machen vom Arbeitseifer der Mädchen bei Opel Humborg. »Ich unterstütze diese Aktion sehr und freue mich, dass in örtlichen Betrieben solche Möglichkeiten gegeben sind.« Und Bernhard Humborg sagt: »Wir hoffen natürlich auch, dass dieser Tag für die Mädchen vielleicht ein Anreiz ist, sich bei uns zu bewerben«.

Artikel vom 29.04.2005