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Der Spargel ist Familiensache

Auch wenn dafür eigentlich die Saisonkräfte da sind - Mechthild Johanntokrax weiß, wie man Spargel sticht. Nichte Stefanie ist gern dabei.

Saison hat begonnen - Auf dem Hof Rodenbeckenschnieder fassen alle mit an

Von Matthias Kleemann
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Auf dem Hof Rodenbeckenschnieder an der Rodenstraße hat die Spargelsaison am 18. April begonnen. Zumindest ist an diesem Tag der erste Spargel gestochen worden. Dass es in diesem Jahr so früh begonnen hat, führt Norbert Johanntokrax, der auf dem Hof für die Spargelproduktion zuständig ist, auf den milden Winter zurück. Auf sieben Hektar wird Spargel angebaut, dazu kommen zwei Hektar Junganlage, also Spargelpflanzen, die in einigen Jahren soweit sind.

Auf den Anbauflächen arbeitet die Familie mit einer frühen und einer späten Sorte, damit der Nachschub bis zum so genannten Spargelsilvester, dem 24. Juni, gewährleistet ist. Folien werden nicht verwendet, sie bewirken ohnehin nichts anderes, als die Ernte noch einmal nach vorn zu verlagern.
Seit 35 Jahren wird auf dem Hof Rodenbeckenschnieder Spargel angebaut. Resi und Herbert Rodenbeckenschnieder haben die Landwirtschaft seinerzeit schrittweise umgestellt. Traditionell wurden Ackerbau und Viehzucht betrieben, dann, bereits in den 60-er Jahren, wurden auf den ersten Flächen auch Erdbeeren angebaut.
Die Landwirtschaft ist immer ein Familienunternehmen gewesen. Darauf, dass auch die Kinder mit anfassten, konnten Seniorchef und Seniorchefin sich immer verlassen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wenn Saison ist, sind alle, soweit es der »Erstberuf« zulässt, mit an Bord: Tochter Mechthild Johanntokrax mit Ehemann Norbert und Tochter Barbara Gerbig mit Ehemann Wolfgang. Sohn Wolfgang lebt ohnehin auf dem Hof, wo er ein eigenes Blumengeschäft (»Florales und mehr«) betreibt.
Und selbstverständlich gibt es auch schon eine dritte Generation: Die Enkelinnen Janna Johanntokrax sowie Ann-Christin und Stefanie Gerbig kommen gern, um bei der Bewältigung des Arbeitsanfalls zu helfen. Alle zusammen bemühen sich, Spargelanbau und -vermarktung im Sinne der Eltern zu führen. Die sind jedoch nicht außen vor, auch, wenn Vater Herbert derzeit gesundheitlich etwas gehandicapt ist. Den Direktverkauf (täglich 8 bis 20 Uhr) managt Mutter Resi jedoch noch über die meiste Zeit des Tages. Für das Stechen hat aber auch dieser Hof natürlich polnische Saisonkräfte, auf deren Zuverlässigkeit Resi Rodenbeckenschnieder nichts kommen lässt. »Wir haben seit mehr als zehn Jahren die selben.«
Auch wer nicht direkt zum Hof fährt, aber in einem der hiesigen Geschäfte deutschen Spargel kauft, hat möglicherweise Ware von Rodenbeckenschnieder in der Tüte, denn über die Direktvermarktung allein ließe sich der ganze Spargel nicht absetzen. Rodenbeckenschnieder ist Mitglied in der Vermarktungsgemeinschaft »Senne Original«, zu den festen Kunden gehören der Gasthof »Zur Post« und der Gasthof »Buschkrug«.
Daneben soll Einkaufen auf dem Bauernhof für die Kunden ein Erlebnis sein. Und tatsächlich kommen viele wegen der Atmosphäre des mehr als 400 Jahre alten Gehöfts. »Wir haben viele treue Stammkunden«, sagt Resi Rodenbeckenschnieder. Die kommen aus Minden, Bad Lippspringe oder Bad Salzuflen, nehmen also auch durchaus eine längere Anfahrt in Kauf. Im Hofladen erstehen sie dann neben dem weißen Gemüse auch alles andere, was zu einer richtigen Spargelmahlzeit gehört: Den guten Schinken, die neuen Kartoffeln und andere landwirtschaftliche Produkte.
In fünf bis sechs Wochen kommen dann noch die Erdbeeren dazu. Auf einem Hektar baut der Hof Erdbeeren an, Elsanta und Corona heißen die Sorten. In diesen Tagen schaut Norbert Johanntokrax morgens und abends besorgt aufs Thermometer, denn die Erdbeeren stehen in der Blüte. Ein bisschen Frost zu viel, und die Ernte ist gefährdet. »Vergangenes Jahr sind uns 80 Prozent in einer einzigen Nacht kaputt gefroren.«

Artikel vom 29.04.2005