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Schmach wieder ausgewetzt

SCV rehabilitiert sich gegen den Spitzenreiter für Lippstadt-Pleite

Von Uwe Caspar
und Marco Purkhart (Fotos)
Verl (WB). Eine Woche der Extreme: Noch am Mittwoch ließ sich der SC Verl vom Tabellen-Schlusslicht SV Lippstadt düpieren, gestern jedoch drehte der heimische Oberligist den Spieß um und schickte den Spitzenreiter VfL Bochum (A) mit einer 3:0 (0:0)-Abfuhr ins Ruhrstadion zurück. Ein verdienter Sieg, den sich die Schwarz-Weißen in der zweiten Halbzeit nicht nur erkämpften, sondern auch erspielten. Na also, geht doch!

Mario Ermisch registrierte indes den Prestigeerfolg ebenso gelassen wie die vorangegangene Pleite am Lippstädter Waldschlößchen. »Wir haben heute nur ein Spiel gewonnen, nicht weniger und nicht mehr. Wobei uns die Bochumer in die Karten gespielt haben«, resümierte der Trainer den ersten Saisonsieg überhaupt gegen ein Team aus dem oberen Ligadrittel fast schon emotionslos.
Nur im ersten Durchgang deuteten die Gäste an, warum sie (noch) auf Platz eins stehen. Da kombinierten sie etwas gefälliger, druckvoller und gefährlicher als die zu dem Zeitpunkt noch recht verhalten agierenden Verler. Glück für den SCV, dass bei einem der zügig vorgetragenen VfL-Angriffe Gordon seinen ungestörten Spaziergang entlang der Torauslinie nur mit einem Pfostenknaller abschloss und Keeper Marco Kirchhoff den Abpraller von Manno an die Latte lenkte.
Ansonsten gab es auch von den Bochumern nicht allzu viel Aufregendes zu sehen: Für eine Mannschaft, die mit der Regionalliga flirtet, bot sie auch in ihrer stärkeren Phase an der Poststraße einfach zu wenig. Dennoch räumte Mario Ermisch ein: »Mit dem 0:0 zur Pause waren wir gut bedient.«
Doch mit dem Wiederanpfiff hatten seine Schützlinge jeglichen Respekt vor den fortan enttäuschenden Bundesliga-Amateuren abgelegt und stürmten nun munter drauflos. Ein Raunen und Staunen auf der nur spärlich besetzten Tribüne. Der Mut zur Offensive sollte sich schneller als erwartet in Treffern auszahlen: Nach den Youngster-Toren von Daniel Burger (51.) und Heinrich Schmidtgal (59.) trat bereits Resignation bei den VfL-Bubis ein.
Ihr Trainer Manfred Wölpper wechselte zwar fast gleichzeitig drei frische Offensivkräfte ein (auch der schwache Ex-Gütersloher Sebastian Hille musste seinen Platz räumen), aber die Blitzaktion brachte nur wenig. Einzige brenzlige Situation für Verl: Ein tückischer Kopfball von Grote, bei dem sich Kirchhoff ganz schön strecken musste, um noch an die Kugel zu kommen.
Wölpper konnte es nicht fassen, dass seine Truppe quasi schon nach dem 0:2 mit der Partie abgeschlossen hatte. Nur zur Erinnerung: Vor zwei Wochen machte man gegen VfB Fichte Bielefeld noch einen 0:3-Rückstand wett. »Diesmal jedoch haben uns schon sehr früh in unser Schicksal ergeben und uns überhaupt nicht aufgebäumt«, wetterte Manfred Wölpper mit hochrotem Kopf. Stefan Siedschlags Präzisions-Freistoßtor war dann der letzte Nadelstich für den VfL, dem wie schon in der vergangenen Saison auf der Zielgeraden die Luft auszugehen droht. Verl hingegen scheint noch einmal in die Puschen zu kommen - dennoch wird von dieser Zick-Zack-Saison ein fader Beigeschmack übrig bleiben.

Artikel vom 02.05.2005