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»Sauhaufen« winkt Verbandsliga

Verls Verfolger Löhne patzt - Trainer Meereis: »Das Ding ist noch nicht gelaufen«

Von Uwe Caspar
(Texte und Fotos)
Verl (WB). Immer wieder blinzelte Abteilungs-Vize Jochen Kreft gespannt auf sein Handy, das ihm die aktuellen Zwischenstände aus Löhne lieferte. Dank TV Verls Handball-Chef Andreas Guntermann, der sich vor Ort befand und seinen Kollegen stets auf dem Laufenden hielt. Gegen 20.30 Uhr konnte Kreft dann seiner Mannschaft die Super-Nachricht des Wochenendes mitteilen: HSG LöhneObernbeck patzt gegen VfL Mennighüffen II, der Spitzenreiter der Landesliga ist gestürzt!

Riesenjubel, Freudentänze und kreisende Bierpullen vorgestern in der Verler Sporthalle - am vorletzten Spieltag und zum ersten Mal in der Saison zog der TVV an seinem Erzrivalen vorbei. »Den Aufstieg lassen wir uns jetzt nicht mehr nehmen«, versprach ein strahlender Jasmin Gojacic mit geballter Faust. »Das Ding ist allerdings noch nicht gelaufen«, warnte Trainer Manfred Meereis vor dem großen Finale am nächsten Sonntag beim TuS Brake. Die Ausgangsposition: Dem TVV, nun ein Pünktchen vor der HSG, reicht ein Remis zum greifbar nahen Sprung in die Verbandsliga.
Gleichwohl scheint Skepsis angebracht. »Wir stehen wieder vor der Apotheke, wo bekanntlich die Pferde kotzen«, spielte Hauptsponsor Mario Mekus mit diesem Vergleich auf zwei Negativ-Beispiele der Vergangenheit an. So musste das Team 2002 ein weiteres Jahr in der Bezirksliga bleiben, weil man sich einen nicht mehr eingeplanten Ausrutscher erlaubte - damals ausgerechnet in Brake ... Und in der verflossenen Saison scheiterte der TVV nur hauchdünn an SF Loxten. Wieder ein verschenktes Jahr.
Ein drittes Mal indes wollen sich die Verler den Aufstieg nicht mehr vor der Nase wegschnappen lassen. »Bis Sonntag kommen die Jungs in Quarantäne«, schmunzelt der scheidende Physiotherapeut Walter Lewerenz. Wer wie der TVV in der Rückrunde bisher alle Begegnungen gewonnen hat (die meisten überzeugend) und gegen Spradow schon den 13. Sieg in Reihenfolge einfahren konnte, der hat letztendlich den Titel auch verdient. »Diese Erfolgsserie dürfte in der Handball-Geschichte des Vereins einmalig sein«, vermutet Manfred Meereis.
»Was andere nicht geschafft haben, das ist dem Manni gelungen: Er hat aus einem Sauhaufen eine disziplinierte Truppe geformt«, lobt Mekus den Augustdorfer in höchsten Tönen. Während die TVV-Akteure angesichts der nicht enden wollenden Löhner Siegesserie schon langsam verzweifelten, blieb Meereis immer optimistisch. »Wenn wir alles gewinnen, dann packen wir es auch. Denn die HSG wird es noch erwischen«, hatte der Coach von Woche zu Woche gepredigt.
Nur noch ein kleiner Schritt trennt den neuen Tabellenführer vom Triumph. Und seit Samstag ist es auch offiziell: Kreisläufer Jens Freier, noch in Diensten des Zweitligisten HSG Augustdorf, wird in der nächsten Saison als Spielertrainer wirken. Das gilt auch für die Landesliga. »Wenn Jens meine Hilfe brauchen sollte, bin ich für ihn da«, verspricht Meereis volle Unterstützung für seinen Nachfolger, der sich noch einen Co-Trainer wünscht.
Über acht Wochen zogen sich die Verhandlungen zwischen Freier und der HSG hin, ehe Manager Frank Neitzel vor einigen Tagen dem gewünschten Auflösungsvertrag zustimmte, ohne dabei eine Abfindung von der Verlern zu fordern. Die melden nun auch den Zugang von Fabian Diekmann (Augustdorfer Nachwuchsmann) und Markus Müller vom künftigen Landesligisten TV Großenmarpe. Müller soll zudem physiotherapeutische Aufgaben wahrnehmen. Wie schon berichtet, wird im Fall des Aufstiegs mit Johann-David Starck (HSG Bielefeld) ein weiterer Neuer zum TVV stoßen.
Bye, bye: Verabschiedet wurden am Samstag Tim Venker, Dennis Baumgartl, Frank Schiwy und Matthias Lewerenz, dessen Pass aber in Verl bleibt. »Matzes« langjähriger Partner Marco Perschke - beide spielten schon in Isselhorst viele Jahre zusammen - muss aus beruflichen Gründen vorübergehend etwas kürzer treten. Routinier Olaf Voss überlegt noch. Tendenz: Er macht wohl weiter.

Artikel vom 02.05.2005