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. . . sehen, wahrnehmen, erkennen

Bundesweit einmaliges Pilotprojekt für mehr Sicherheit an Bushaltestellen

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Ganz Deutschland schaut in den nächsten Wochen auf Lübbecke. Denn in der Wiehengebirgsstadt wird - bundesweit einmalig - ein Pilotprojekt zur Erhöhung der Verkehrssicherheit an Bushaltestellen gestartet. Der ADAC hat bereits Interesse angemeldet.

Bushaltestellen und ihr Verkehrsumfeld stellen ein erhebliches Gefährdungspotenzial dar. So verunglückten im Jahr 2000 alleine in Nordrhein-Westfalen 383 Kinder an Haltestellen. Würde auch das nähere Umfeld der Haltestellen in die Statistik mit einbezogen, ist anzunehmen, dass die Verunglücktenzahl noch höher ausfallen würde. Vor diesem Hintergrund wird die Notwendigkeit deutlich, die Sicherheit im Umfeld von Bushaltestellen nachhaltig zu verbessern.
Wie mehrere Umfragen im Lübbecker Stadtgebiet ergeben haben, halten durchschnittlich 70 Prozent der Verkehrsteilnehmer die Erkennbarkeit von Bushaltestellen für sehr wichtig, immerhin noch fast 25 Prozent für wichtig. Und das nicht ohne Grund. »Es ist erschreckend, dass fast 45 Prozent aller Autofahrer die letzte Haltestelle, an der sie vorbeigefahren sind, überhaupt nicht erkannt haben«, so Bernd Schröder von der Verkehrsbehörde bei der Stadt Lübbecke.
Erkennbar sind Haltestellen meist erst durch Haltebuchten, auf verschiedenste Art gestaltete Wartehäuschen, an der Straße stehende Personen oder die herkömmlichen Haltestellenschilder. Zusätzlich wird die Erkennbarkeit durch Dämmerung, Dunkelheit, Regen, Nebel oder die Straßenführung beeinträchtigt.
Das soll jetzt anders werden: Von den insgesamt 170 Bushaltestellen im Stadtgebiet werden in den nächsten Tagen und Wochen an rund 70 Haltestellen im westlichen Stadtgebiet und in der Kernstadt neuartige retro-reflektierende Signalkörper aufgestellt. Entwickelt wurden die auffälligen »Farbtonnen« von der Fachhochschule Bielefeld. Das Land fördert dieses Pilotprojekt - und die vorbereitende Arbeit der sich u.a. aus Busunternehmen, Polizei, Bezirksregierung und Stadt zusammensetzenden Projektgruppe - mit 25 000 Euro. Hauptzielsetzung dieses Projektes ist eine Erhöhung der Sicherheit an Bushaltestellen durch eine nachhaltig verbesserte Wahrnehmbarkeit des Haltestellenbereiches für die Autofahrer. Dies soll in erster Linie zu einer Senkung des Gefährdungspotenzials beitragen. Bürgermeisterin Susanne Lindemann bei der Vorstellung der Signalkörper in der Bürgerbegegnungsstätte Stockhausen: »Die Stadt hofft auf eine positive Resonanz, wenn in einem halben Jahr Bilanz des Pilotprojektes gezogen wird.« Wie die Bürgermeisterin verbanden auch Landtagsabgeordneter Karl-Heinz Haseloh und Dieter Schweppe damit die Hoffnung, dass - bei positiver Bewertung nach der Pilotphase - das Land die Aufstellung weiterer Signalkörper fördert. Dann wäre Lübbecke Vorbild auch für andere Städte. Denn bereits bei Tempo 50 ist der Reaktionsweg auf trockener Fahrbahn mit 14 Metern genauso lang wie der Bremsweg. Schon eine minimal erhöhte Aufmerksamkeit kann zu einer Verkürzung der Reaktionszeit beitragen. Der berühmte Meter, der über Leben und Tod entscheiden kann. Aber reagieren kann eben nur, wer eine Gefährdungssituation auch wahrnimmt.
ww.luebbecker-signalkoerper.de

Artikel vom 30.04.2005