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Raus aus Statistik,
aber ohne Job

Positivmeldungen und Negativfakten

Von Stefan Küppers
Kreis Gütersloh (WB). Eine »Frühjahrsbelebung« und einem »erfreulichen Rückgang der Arbeitslosigkeit« vermeldete gestern die Agentur für Arbeit. Insbesondere wird der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit herausgestellt. Bei einem tieferen Blick in die Statistik lassen sich die vordergründig positiven Signale jedoch kaum bestätigen.

Im Kreis Gütersloh nahm die Arbeitslosigkeit von März auf April um 3,8 Prozent auf insgesamt 18 308 Arbeitslose ab. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit im Kreisgebiet um 2 395 Personen oder 15,1 Prozent gestiegen. In dem Pressebericht der Agentur für Arbeit in Bielefeld werden dennoch positive Schlagzeilen formuliert. Vor allem sei ein überproportionaler Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit festzustellen. Dies kommentierte der Gütersloher SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Brandner in einer Pressemitteilung prompt als »besonders erfreulich«. Es zeige sich, dass die Reformen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu greifen begännen.
Doch was machen die jungen Leute unter 25 Jahren, die so überproportional (14 Prozent) aus der Arbeitslosenstatistik von einem auf den anderen Monat verschwunden sind? Eine Recherche bei der Arbeitsagentur ergibt ein ernüchterndes Bild. Denn von den 809 statistischen Abgängen im Kreis Gütersloh im April haben die wenigsten tatsächlich einen echten Job gefunden.
Beinahe ein Drittel dieser 809, nämlich genau 257 im Kreisgebiet, sind abgegangen in die sogenannte Nichterwerbstätigkeit, womit sie aus der Arbeitslosenstatistik zumindestens vorübergehend verschwunden sind. Von diesen 257 sind einige krank gemeldet, andere haben sich auf Anschreiben und Angebote der Arbeitsagentur nicht gemeldet, haben beispielsweise die Eingliederungsvereinbarung nicht zurückgeschickt.
Von besagten 809 Abgängen werden 311 als in eine Erwerbstätigkeit vermittelt geführt. Schaut man sich diese Zahl genauer an, so sieht man, dass von den 311 genau 30 demnächst Wehr- oder Ersatzdienst leisten sowie 38 in eine weitere schulische Ausbildung gehen. Nur fünf von 809 nehmen eine betriebliche Ausbildung auf. 189 haben sich erfolgreich selbst einen Job gesucht, acht machten sich selbstständig, 45 vermittelte die Agentur an Arbeitgeber, 37 stiegen wieder bei dem Arbeitgeber ein, bei dem sie zuvor arbeitslos wurden (z.B. Bauwirtschaft), zwei jüngere Arbeitslose wurden durch Dritte vermittelt.
Schließlich werden 94 weitere Jungarbeitslose unter der Rubrik »weitere Ausbildungsgänge«, wie zum Beispiel an Schulen, aus der Statistik geholt. Zur Fortbildung ging einer. 50 der 809 landeten in so genannten Maßnahmen wie Ein-Euro-Jobs oder Trainings. Für weitere 93 aus der Arbeitslosigkeit Abgemeldete gab es zunächst keine gesonderte Erklärung.

Artikel vom 30.04.2005