29.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Misstrauen sitzt verblüffend tief

Bürgerversammlung zum geplanten Neubau an der Westfälischen Klinik

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Das WESTFALEN-BLATT griff das Thema zuerst auf. Die Bürger lasen und wandten sich an Stadt, Westfälische Klinik und Landschaftsverband, forderten mehr Informationen, mehr Hintergrund zum geplanten Neubau. Den lieferte die Klinik endlich während einer Bürgerversammlung gestern Abend.

Mehr als 150 Bürger auf Stühlen, Fensterbänken, auf dem Flur und in Nebenräumen des Sozialzentrums bewegte immer wieder eine Frage: Ist in Gütersloh eine Forensik geplant? Verwaltungsleiter Reinhard Loer sowie die leitenden Ärzte Dr. Ulrich Kemper und Prof. Ingrid Börner versicherten es den Zuhörern immer und immer wieder: Es kommt keine Forensik nach Gütersloh. Doch die folgenden Fragen offenbarten ein tief sitzendes Misstrauen der Anlieger: Wie hoch sollen die Zäune werden? (Es sind gar keine mehr geplant) Welche Art von Patienten kommen in den Neubau? (Menschen, die psychiatrische und somatische Hilfe brauchen) Wer garantiert, dass später nicht doch eine Mauer gebaut wird? (Niemand. Wird heute nicht gebraucht) Könnte sich der Neubau nicht später auch zur Einrichtung einer Forensik eignen? (Wer kann schon sagen, was in 50, 60 Jahren istÉ?)
Mühsam aus der Nase gezogene Informationen verstärkten den Verdacht der Anlieger, dass es etwas zu verheimlichen gebe. Am Nachmittag hatte es ein Gespräch zwischen der Stadt und der Klinikverwaltung gegeben. Darin kündigte die Stadt an, die »einvernehmliche Zustimmung« zum Neubau zu verweigern. Die Bürger wussten das bereits und fragten Loer danach. Der aber wand sich: »Es hat gewisse Bedenken seitens der Stadt gegeben, die ebenso in die weiteren Prüfungen einfließen werden wie die Anregungen und Wünsche der Anlieger. . .« Von verweigerter Zustimmung kein Wort. Nur indirekt, als er einräumte, die Weigerung habe »keinerlei Konsequenzen« auf die in Aussicht gestellte Förderung. Konsequenzen aber werde es haben, dass aus einem internen Dienstgespräch etwas nach außen gedrungen sei: »Da werden gleich Morgen noch Gespräche darüber geführt.« Ja warum denn, wenn es nichts zu verheimlichen gibt?
Dutzende Fragen brannten den Leuten auf den Nägeln. Moderator Dr. Ulrich Kemper ordnete sie der Wichtigkeit nach:
l Die Standortfrage: Die Bürger regten an, den Neubau direkt an das Haus 7 zu bauen oder ihn sogar damit zu verbinden. Reinhard Loer verteidigte den vorliegenden Entwurf: Er sei am besten auf die therapeutischen und organisatorischen Anforderungen abgestimmt. Außerdem gebe es nur für diesen Entwurf Fördermittel. Ein erforderlicher Umbau des Hauses 7 werde nicht bezuschusst.
l Die Parkplatzfrage: Die Westfälische Klinik sieht keinen Bedarf für weitere Parkplätze. Die Anlieger mochten es nicht glauben: Schon heute seien Buxelstraße und Hessenheide restlos zugeparkt. Loer versprach, noch einmal darüber nachzudenken.
l Die Buxelstraße: Die Westfälische Klinik hält einen Ausbau nicht für nötig. Doch die Straße sei schon heute zu eng, sagen die Anlieger. Wer kommt für die Kosten auf, wenn doch ausgebaut werden muss?

Artikel vom 29.04.2005