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Acht Minuten »Herzschlagfinale«

Student Sven Stickling (24) hat einen Beitrag für das Gütersloher Kurzfilmfestival gedreht

Gütersloh (fre). »Industriekaufmann, das war nicht das, was ich mir langfristig vorstellen konnte«, erinnert sich Sven Stickling (24) aus Verl und studiert nun Freizeit- und Kulturpädagogik an der Bielefelder Uni. Dabei kam er mit dem Theaterspielen in Berührung und präsentiert mit »Herzschlagfinale« sein filmisches Erstlingswerk, das im Rahmen des Gütersloher Kurzfilmfestivals am Freitag und Samstag im »Bambi-Löwenherz«-Kino zu sehen ist.

Worum geht's in »Herzschlagfinale«? Uni-Parkplatz Bielefeld: Allein auf weiter Flur steht dort ein Auto, in dem drei Freunde der Fußballreportage des Bundesliga-Meisterschaftsendspiels SV Werder Bremen gegen Bayern München lauschen. Alle drei sind eingeschworene Werder-Fans, und wenn »ihr« Verein nicht gewinnt, war's das mit der Meisterschaft. Karlchen (Bernd Orthaus), Freddy (Björn Weber) und Gunnar (Andreas Siegert) sind auch im richtigen Leben Freunde und Fußballfans, besuchen die Spiele in der Schüco-Arena genauso wie vor Jahren im Stadion in Verl.
Nun fiebern sie im Auto mit ihrem SV Werder mit, eingehüllt in Trikots und Schals, und auch die Bierdosen dürfen bei dem spannenden »Herzschlagfinale« nicht fehlen. Es steht 1:0 für Werder, und es sind noch fünfeinhalb Minuten zu spielen - da kann noch vieles passieren, »die Nerven liegen blank«, beschreibt Sven Stickling, Drehbuchautor, Regisseur, Kameramann, Cutter und Tonmeister in einer Person, die Situation, »die verblüffend endet«.
Wie, das wird hier nicht verraten, das sollen die Zuschauer am Wochenende im Bambi-Löwenherz-Kino erleben, wo der Film in der Wettbewerbskategorie A (»vorwiegend heiter«) am heutigen Freitag ab 20 Uhr sowie am Samstag, 30. April, ab 22.15 Uhr gezeigt und von den Zuschauern beurteilt wird. Die Besucher sind es auch, die im Wettbewerb um den »Gütersloher Kurzfilmpreis ein gewichtiges Wort mitreden«, weiß Filmemacher Stickling.
Zum Film kam der junge Student als Erstsemester: »In einem Seminar wurde ich gefragt, ob ich nicht in der Theatergruppe ÝCharivariÜ mitmachen wollte, wenig später fiel in dem Seminar ÝAchtung, Dreharbeiten!Ü für den Film ÝIn A'damÜ der Hauptdarsteller aus, da war ich dabei«. Mehr und mehr bekam Stickling Einblicke ins Filmgeschehen, und während eines Drehbuch-Seminars wurde das Thema »Auf Leben und Tod« gestellt. »Doch wie sollte ich mich diesem Thema nähern?«, blickt er zurück, »mit einem Hörspiel, mit einem Kurzfilm?« Er entschied sich für letzteres und für das Thema Fußball, »weil doch viele Fans mit ihrer Mannschaft mitleiden aber auch mitfeiern, wenn sie gewonnen hat. Zudem habe ich beim Film die Möglichkeit, vielfältige Emotionen in Bildern auszudrücken«, sagt er. Die Rohfassung entstand an einem Nachmittag.
»Nach einem Drehtag war alles im Kasten. Es hat gut geklappt, nachdem wir uns adäquat in die Protagonisten hineingedacht hatten«, erzählt Siegert von der Situation am Set, während sich Bernd Orthaus erinnert, »dass wir bei den Dialogen auch mal aus dem Bauch heraus improvisiert haben«. Uni-Dozent Fabio Magnifico, aber auch Sticklings Freundin Almut Koch (»meine beste Kritikerin«) sind begeistert von dem Achtminuten-Streifen, der bereits erfolgreich im Uni-TV sowie vor 600 Besuchern im Bielefelder Ringlokschuppen gelaufen ist. Nach allein rund 50 Stunden Schnitt am »Herzschlagfinale« ist Sven Stickling nun erst einmal froh, wieder mit »Charivari« schauspielern zu können und Zeit zum Auftanken zu haben für ein weiteres Kurzfilmprojekt, das für das Jahresende geplant ist.

Artikel vom 29.04.2005