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Der damalige Vorsitzende, Prof. Jürgen Wedell, und Ruth Ahlers mit dem Plakat einer der erfolgreichsten Ausstellungen: Chagall 2002/2003.Foto: O. Schwabe

Gründung in einer
Zeit des Aufbruchs

Mitbegründerin Ruth Ahlers erinnert sich

Von Ruth Matthes
Herford (HK). »Es herrschte damals überall Aufbruchstimmung«, erinnert sich Ruth Ahlers. Die langjährige 2. Vorsitzende des Kunstvereins war im März 1955 dabei, als im Hause ihrer Schwägerin Johanna Ahlers eine Reihe kunstbegeisterter Herforder beschlossen, ebenfalls einen Neuanfang zu wagen. Sie ist eine der wenigen, die auf die gesamte Geschichte des Kunstvereins zurück blicken kann.

»Ich bin durch meine Schwägerin Johanna Ahlers auf den Verein aufmerksam gemacht worden«, blickt das heutige Ehrenmitglied zurück. »Die Menschen hatten die schlimmste Zeit nach dem Krieg überstanden und wendeten sich nun der Kultur zu. Ob Musik, Theater oder Kunst, der Nachholbedarf war groß. Sie nahmen alles Neue freudig auf.«
Die erste große Ausstellung war Heinrich Vogeler gewidmet. Sie wurde noch im Heimatmuseum gezeigt. Es folgten Peter August Böckstiegel, Christian Rohlfs und Gabriele Münter, die auch später wieder zu sehen waren. Gabriele Münter kam selbst nach Herford und stellte 1975 als erste im Oesterlenbau aus.
Ruth Ahlers hat im Laufe der Jahrzehnte fünf Vereinsvorsitzende erlebt. »Mit Dr. Gerhard Budde an der Spitze haben wir neben den etablierten Künstlern auch Zeitgenossen wie Max Pfeiffer-Watenphul und Joseph Hegenbarth sowie regionale Künstler wie Alf Welski ausgestellt«, berichtet Ruth Ahlers. Diese Tradition hätten auch seine Nachfolger beibehalten. »Man muss sich dazu bewusst machen, dass viele der heutigen Klassiker in den 60-er Jahren noch Zeitgenossen waren«, ergänzt sie. So zum Beispiel Conrad Felixmüller, der 1967 Herford besuchte.
Hans Gelderbloms Amtszeit als Vorsitzender (1965 bis 1981) war geprägt von der Errichtung des Oesterlenbaus. »Es war ein Glück, dass er als Architekt und Kreisbaudirektor vom Fach war«, urteilt Ruth Ahlers. Ihm folgte mit Carl Hermann Sandmeier ein »Freund der modernen Kunst und ein Förderer junger Künstler«. So wurde der Verein unter ihm zum Mäzen und kaufte Wolf Glossners »Gotisches Tor« an, das 1986 im Garten des Museums errichtet wurde.
Von den insgesamt 200 Ausstellungen erinnert sich Ahlers besonders gerne an diejenigen, die in den 80-er Jahren, gesponsert von Unternehmer Jan A. Ahlers, in Zusammenarbeit mit dem US-Kunsthändler Serge Sabarsky zustande kamen: Mit »Druckgraphik des Expressionismus«, Egon Schiele, »Zeichnungen und Aquarellen des Expressionismus« und Feininger erregte der Verein überregional Aufsehen.
1990 folgte mit Prof. Jürgen Wedell ein Freund der klassischen Moderne. »Ihm verdankt der Verein unter anderem Kontakte zum Sprengelmuseum, zur Bremer Kunsthalle und zum Folkwangmuseum.« Die Palette seiner Ausstellungen reichte von Baselitz über Janssen bis zu Chagall, einer der erfolgreichsten überhaupt. Seit 2003 steht nun erstmals eine Frau am Ruder: Dr. Lore Blanke.

Artikel vom 29.04.2005