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Von der Goebenstraße
zum Pöppelmann-Wall

Fünf Domizile in fünf Jahrzehnten - Heimat gefunden

Von Ruth Matthes
Herford (HK). Aller Augen sind derzeit auf die MARTa-Eröffnung gerichtet. Fast exakt fünf Jahrzehnte zuvor, war es die Gründung des Herforder Kunstvereins, die das Interesse der Kulturfreunde erregte. Seine Ausstellungen bilden bis heute Höhepunkte des Kulturlebens. Am morgigen Samstag feiert der Verein im Theater sein Jubiläum.

Hervorgegangen ist der Kunstverein aus dem Heimatverein. Wie Gründungsmitglied Ruth Ahlers in der Festschrift zum Jubiläum schreibt, hatte Vorstandsmitglied Dr. Gerhard Budde erkannt, dass die Kunstausstellungen und -vorträge nicht das allgemeine Interesse der Heimatfreunde fanden. Angeregt durch das Beispiel des Bielefelder Kunstvereins, dessen Mitglied er und seinen spätere Stellvertreterin, Johanna Ahlers, waren, wollten die beiden auch in Herford einen Kunstverein gründen und damit die wirklich interessierten Kreise ansprechen. Am 28. April 1955 fand im »Weinklub« neben der Alten Post die Gründungsversammlung statt.
Dr. Budde wurde zum Vorsitzenden gewählt. Als Aufgabe stellte sich der Verein »die Förderung von Kunst und Kultur sowie deren Belebung und Verbreitung«. Dazu dienen bis heute Ausstellungen, Vorträge und Kunstfahrten. Schon 1956 zählte der Verein 136 Mitglieder.
Bis 1975 wurden die Ausstellungen in der ersten Etage eines Gebäudes an der Goebenstraße 3 veranstaltet, das im Besitz der Firma Ahlers war. Dort hatte der Verein auch ein Büro. Die Vorträge fanden zunächst im Weinklub, dann im Friedrichs-Gymnasium und nach dessen Abriss im Jahre 1972 in der Geschwister-Scholl-Realschule statt.
Seit 1975 wirkt der Kunstverein nun vorwiegend im Oesterlenbau des Daniel-Pöppelmann-Hauses. Der städtische Anbau an die Villa Schönfeld wurde unter anderem durch einen Spende des Industriellen Adolf Ahlers von 400 000 Mark ermöglicht. Als Gegenleistung dafür erhielt der Verein eine Nutzungsrecht auf Lebenszeit.
Adolf Ahlers war es auch, der den renommierten Hannoveraner Architekten Prof. Dieter Oesterlen ins Spiel brachte. Wie bei MARTa wurden auch bei diesem Projekt immer wieder die steigenden Kosten diskutiert, ebenso der Standort. Besonders spannend wurde es, als der Verein im April 1972 zugunsten des Erhalts des Friedrichs-Gymnasiums auf einen Neubau verzichten wollte. Doch der Abriss war nicht mehr zu verhindern.
Am 26. Januar 1973 stimmte der CDU-dominierte Rat dem 1,9 Millionen Mark teuren Bau schließlich zu. Am 22. November 1975 wurde er feierlich eröffnet. Der Kunstverein hatte endlich ein Domizil mit Zukunftsperspektive.

Artikel vom 29.04.2005