29.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schicksale junger
Juden aus Herford

Ausstellung »Anne Frank war nicht allein«


Herford (kop). Ilse Schönthal wurde am 15. November 1927 in Marienhagen im Kreis Frankenberg geboren. Am 23. Juni 1937 zog sie mit ihren Eltern nach Herford. Am 9. Dezember wurde die Familie Schönthal Richtung Riga deportiert. Ilse und ihre Mutter wurden auf dem Transport aus unbekannten Gründen erschossen. Erst am 21. April 1950 wurden sie offiziell für tot erklärt. Ilse Schönthal wurde 14 Jahre alt. - Dies ist nur eines von vielen Schicksalen jüdischer Kinder und Jugendlicher aus Herford, die während des zweiten Weltkrieges deportiert wurden. Die Schicksale werden von morgen an im Zellentrakt des Rathauses in der Ausstellung »Anne Frank war nicht allein - Jüdische Kindheit und Jugend im Kreis Herford 1933 - 1945« dokumentiert. Ergänzend zur Ausstellung »Anne Frank. Ein Mädchen aus Deutschland«, die heute Abend im Kreishaus eröffnet wird, bietet das Kuratorium Erinnern, Forschen und Gedenken in Zusammenarbeit mit der Mendel-Grundmann-Stiftung Vlotho und dem Friedrichs-Gymnasium Herford Schulklassen und Interessierten den Besuch von zwei authentischen Orten an.
Ein Ort ist die Gedenktafel an der kleinen Markthalle, wo auch die Führungen beginnen. Der zweite Ort ist der Zellentrakt im Rathaus.
In einer Zelle ist ein Projekt von Schülerinnen des Friedrichs-Gymnasiums - Janna Bareis, Hannah Buchholz, Theresa Lampenscherf, Sophie Neumann und Hannah Schwier - zu sehen, die sich mit den Auswirkungen des NS-Regimes auf das Friedichs-Gymnasium auseinandersetzten. Das Projekt zeichnet unter anderem die Schulzeit der Jüdin Erika Schöngut nach, die von 1929 bis 1933 Schülerin am Friedrichs-Gymnasium war. Heute lebt sie in einem jüdischen Altersheim in Düsseldorf.
Die Mendel-Grundmann-Gesellschaft lieferte Beiträge über jüdische Kinder und Jugendliche aus Vlotho, die während des Krieges deportiert wurden, die in einer weiteren Zelle zu sehen sind. Auf dem Gang des Traktes sind Schicksale von jungen Herfordern zu lesen. Ergänzt wird die Ausstellung durch Videovorführungen über Zeitzeugen.
Die Ausstellung wird morgen eröffnet und ist bis zum 11. Juni jeweils samstags von 11 bis 13 Uhr oder nach Vereinbarung (Anmeldungen unter % 189-257) zu sehen.

Artikel vom 29.04.2005