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Bewegung macht auch mit Handicap Freude

Behinderten-Sportgemeinschaft zählt 200 Mitglieder

Von Andrea Pistorius
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Zehn Männer auf dem Spielfeld haben den Volleyball fest im Blick, pritschen ihn über die Leine, hechten ihm in schräger Flugbahn nach. Joachim Barz an der Feldlinie beobachtet und notiert Aufschläge, Fehler und Punkte. Ein ganz normales Spiel also, allein mit dem Unterschied, dass die Männer beinamputiert sind.

Die Sitzball-Gruppe der Behindertensportgemeinschaft Paderborn wurde 1974 gegründet - in dem Jahr, in dem Barz dem Verein beitrat. Der 78-Jährige ist der Senior der Mannschaft und war lange Jahre selbst aktiver Sitzball-Spieler. Heute kümmert er sich als Hauptsportwart um die Organisation von Sportveranstaltungen.
Sporttreiben auch mit Handicap, das ist für Barz und seine Teamkollegen ganz selbstverständlich. »Und hier geht es richtig zur Sache«, sagt Willi Frense (68), der wie die anderen auch mit vollem Einsatz spielt. Sie bewegen sich mit Hilfe ihrer Arme auf dem Hallenboden vorwärts, tragen Torwarthosen gegen die Fußbodenkälte und werfen sich geschützt durch Gelenkpolster mitten hinein ins Ballgetümmel. Dank guter Kondition und fleißigen Trainings hat die Paderborner Behindertsportgemeinschaft in der Disziplin Sitzball die westfälische Oberliga erreicht.
Die Mehrzahl der Spieler ist seit vielen Jahren dabei: Willi Frense und Heinz Nettelnbrecher (63) zum Beispiel, die beide als Bahnarbeiter bei einem Rangierunfall ihre Beine verloren. Sie waren damals um die 20 Jahre alt und haben sich längst mit ihrer Behinderung arrangiert. »Es ist leichter, wenn man jung ist«, überlegt Frense.
Doch auch Christian Klenner (42) kam mit seinem Handicap rasch zurecht. Vor vier Jahren fiel dem Schlosser ein Tresor auf's linke Bein. Inzwischen fährt er wieder Motorrad. »Das ist ein Stück Normalität für mich, genauso wie das Sporttreiben«, sagt Klenner. Außer Sitzball bietet die Behindersportgemeinschaft Schwimmen, Kegeln, Faustball, Bosseln und Tischtennis an und zwar getrennt für Erwachsene und Kinder. Dazu kommen Rehabilitationsgymnastik und -sport für unterschiedliche Zielgruppen.
200 Mitglieder zählt der Verein, der 1953 gegründet wurde, und ihn plagen heute Nachwuchssorgen. »Es wäre schön, wenn noch mehr junge Leute bei uns mitmachen würden«, meint Joachim Barz. In der Sitzball-Mannschaft ist Lars Müller (23) der Junior. Der Orthopädietechniker wird durch einen Gleitwirbel in der Bewältigung seines Alltags beeinträchtigt. Dass seine Teamkollegen überwiegend älter sind, betrachtet er als Motivation, sein eigenes Leben zu meistern. »Ich bin immer engagiert dabei«, versichert er und man glaubt ihm das sofort.
Wer sich für die Angebote der Behindertensportgemeinschaft interessiert, kann sich bei Hauptsportwart Joachim Barz (Ruf 05254/2832) oder beim Vorsitzenden Rainer Lütkemeyer (Ruf 05257/934846) melden.

Artikel vom 07.05.2005