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Sportvereine
müssen zahlen

Beteiligung an Kosten beschlossen

Von Ingo Schmitz
Marienmünster (WB). Die Stadt Marienmünster bittet die Sportvereine zur Kasse. Sie müssen sich mit 20 Prozent an den Energiekosten beteiligen. Die Fraktionen von SPD, UWG und WGB scheiterten am Mittwoch in der Sitzung des Haupt-, Finanz- und Schulausschusses mit dem Antrag, die Kostenbeteiligung aufzuschieben.

Mit Unverständnis reagierte Bürgermeister Ulrich Jung auf den Antrag. Er wisse, dass es sich um eine unpopuläre Entscheidung handele. Mit Blick auf die Haushaltslage müssten aber alle Vereine damit rechnen, dass diese Entscheidung nur der Anfang sei.
»Wir haben einen Fehlbetrag von 700 000 Euro im Haushalt. In diesen Zeiten müssen wir Pflöcke einschlagen«, stellte Jung fest. Auch komme der Antrag viel zu spät. Schließlich habe man erst vor wenigen Wochen den Haushalt verabschiedet und dabei die Kostenbeteiligung beschlossen. Zudem seien mit den Sportvereinen im Vorfeld Gespräche geführt worden. »Meine Mitarbeiter hatten den Eindruck, dass dabei Einvernehmen herrschte«, sagte Jung. Nur der SV Bredenborn hätte nachträglich Einspruch erhoben.
Der Bürgermeister legte dar, dass der Lösungsvorschlag der Verwaltung zum einen für alle Vereine transparent sei und zum anderen Anreiz gebe, die Kosten durch ein verantwortungsvolles Umgehen mit Strom, Wasser und Heizung zu senken.
Josef Dreier stellte die Sicht der UWG klar. Sie meint, die Sportvereine würden mit dem Haushalt 2005 doppelt belastet. Sie müssten bereits den Wegfall des Zuschusses an den Stadtsportverband in Höhe von 5000 Euro verkraften. Dreier sagte, dass den meisten Vertretern der Sportvereine bei den Gesprächen mit der Verwaltung nicht die Tragweite der Entscheidung klar gewesen sei. Er schlug eine andere Variante vor, die die Vereine auch zum Sparen animieren könnte.
Wer in diesem Jahr den Energieverbrauch um zehn Prozent senke, brauche sich nicht an den Kosten zu beteiligen. Werde diese Auflage nicht umgesetzt, müsse der Verein anteilig die Kosten tragen. Im nächsten Jahr könnte das Einsparvolumen dann auf 20 Prozent gesetzt werden. Zudem sollten Eigenleistungen (Rasenpflege, Renovierungen) mit in die Berechnung einfließen, sagte Dreier.
Ulrich Jung lehnte den Vorschlag ab. »Wer soll die Eigenleistungen bewerten?«, fragte er die UWG.
Auch Johannes Leßmann (SPD) schlug sich auf die Seite der Vereine und machte auf das »Höxter-Modell« aufmerksam. Die Vereine erhielten ein Budget, mit dem sie die Kosten begleichen könnten. Sparsame Vereine hätten am Ende des Jahres sogar noch Geld übrig. Diese Variante hätte auch eine Entlastung der Verwaltung zur Folge. Leßmann schlug vor, die Entscheidung für 2005 auszusetzen und in den kommenden Monaten gemeinsam mit den Vereinen eine Lösung zu finden, die dann 2006 umgesetzt werden könne.
Elmar Stricker (WGB) befürchtet durch die Kostenbeteiligung dramatische Folgen für die Vereine. »Sie sind das Aushängeschild der Stadt. Diese Entscheidung ist ein Schlag in die Gesichter aller ehrenamtlichen Helfer.«
Willi Seck und Josef Büker äußerten sich für die CDU. Seck: »Wir bedauern sehr, dass wir die Vereine nicht länger fördern können. Viele verfügen aber über einen guten Kassenstand. Keiner wird in den Ruin gestürzt.« Büker unterstrich, dass die Energiekosten für die Stadt immens und eine Beteiligung sehr sinnvoll sei. Bei der Abstimmung setzte sich die CDU durch, die Energiekosten-Beteiligung einzuführen.

Artikel vom 29.04.2005