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Tiefe der Seele ergründet

Hospizbewegung: Ulrich Zobus erzählte Märchen

Warburg (hm). Die Hospizbewegung Warburg hatte zu einem Abend mit Märchenerzähler und Harfenspieler Ulrich Zobus aus Lemgo in die Volksbank Warburger Land eingeladen. Den mehr als 40 Zuhörern erzählte der studierte Pädagoge und Sozialarbeiter Märchen zum Thema »Von Tod und Wandel«.

Nach Ansicht der Hospizbewegung handele es sich dabei um ein Thema, das die Arbeit in der Sterbebegleitung unterstützen könne. Nach ZobusÕ Worten erzählen die alten Märchen der Völker vom Wesen des Seins und den Ernstfällen des Lebens. Deshalb sei der Tod in ihnen ebenso allgegenwärtig wie Trauer und Verlust.
Der Pädagoge erzählte Märchen aus aller Welt, die Trauer und Todesnähe zum Inhalt haben, die aber auch zu neuen Ufern führen. Die Triebfeder des Märchenerzählers liege im Märchen selbst. »Im Märchen«, so sagte er, »sehe ich Wege; sie führen in die Tiefe der Seele und in die unüberschaubare Vielfalt der Welt. Wer sie hört, ist eingeladen, aus dem reichen Potential zu schöpfen, das von altersher in ihnen steckt.« Ulrich Zobus erzählte ausgewählte Märchen aus verschiedenen Kontinenten professionell in gekonnter Modulation der Sprache in Verbindung mit deutender Gestik. Er zog so die Zuhörer ganz in seinen Bann, ja er verzauberte sie fast.
Zu Beginn stellte er ein Begrüßungsmärchen aus der Mongolei vor, das vom König der Tiefe (Totenreich) spricht. Die Märchen kämen aus dem Reich der Tiefe, aus dem Ozean und aus dem Reich der Gottheit, erläuterte Ulrich Zobus. Vor jedem von Ulrich Zobus erzählten Märchen stimmte er mit Improvisationen und Melodien auf seiner keltischen Harfe darauf ein und leitete nach jeder Erzählung mit Harfenklängen aus der Geschichte wieder heraus.
Im deutschen Märchen vom »Gevatter Tod« gehe es beispielsweise um die Frage, in wie weit die Medizin dem Tod ins Handwerk pfuschen dürfe. Es gebe nicht nur Märchen, die den Übergang vom Leben zum Tod zum Inhalt hätten, sondern auch umgekehrt, aus dem Tod ins Leben (am Beispiel einer Skelettfrau aus dem ewigen Eis erzählt).
Ein serbisches Märchen, das von einer unverarbeiteten Trauer erzählt, streute Zobus zum besonderen Vergnügen in seiner Muttersprache, der südhessisch-nassauischen Mundart, ein. Sehr beeindruckend war auch das Märchen »Der Teufel mit den drei goldenen Haaren«, in dem es um eine Jenseitsreise geht. Mit einem amüsanten Tiermärchen aus Deutschland schaffte Ulrich Zobus einen Übergang vom eher nachdenklichen zum aufgelockert-frohen Teil mit hoffnungsvoll-hellen Perspektiven. Wer mehr über Märchen und ihre Erzählkunst wissen möchte, kann mit Ulrich Zobus Kontakt aufnehmen: Telefon: 05261/5867 oder www.maerchenwege.de.

Artikel vom 29.04.2005