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Werk des »Zauberlehrlings«

Das berühmte Westfenster des Altenberger Doms ist restauriert.

Westfenster des Altenberg Doms in der Glasmalerei Peters restauriert

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WV). Nach elfjähriger Restaurierung kann die Paderborner Glasmalerei Peters am kommenden Montag mit dem Wiedereinbau des monumentalen Westfensters im Altenberger Dom beginnen.

Mit einer Höhe von 18 Metern und einer Breite von acht Metern gehört das berühmte Westfenster des Altenberger Doms zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenfenstern in ganz Europa. 1994 wurde die Paderborner Fachfirma mit der Restauration des Kunstwerks betraut. »Das war für uns natürlich ein ganz besonderer Auftrag«, blickt Projektleiter Markus Kleine auf das jetzt kurz vor der Vollendung stehende Unternehmen zurück.
Der 29-jährige Diplom-Designer hat vor elf Jahren damals noch als Lehrling bei Glasmaler Peters den Transport der Scheiben vom Bergischen Land in die Paderborner Werkstätten miterlebt.
Während seines zwischenzeitlichen Studiums an der Fachhochschule Hildesheim hat Kleine das Projekt wissenschaftlich ins Auge gefasst und das Altenberger Westfenster zum Thema seiner Diplomarbeit gemacht. Die 1357 Seiten umfassende Abschlussarbeit sowie das begleitende Foto- und Dokumentationsmaterial füllen mehr als 30 Aktenordner. Seit nunmehr drei Jahren ist Markus Kleine wieder bei Glasmaler Peters in leitender Position tätig.
Das ursprünglich nur auf fünf Jahre angelegte Restaurationsvorhaben, das dem Land Nordrhein-Westfalen als Eigentümer des ehemaligen Zisterzienserklosters allein für das Westfenster 700 000 Euro wert war, zog sich vor allem deshalb in die Länge, weil im Verlaufe der Sicherungsarbeiten immer neue und zum Teil gravierende Schäden festgestellt wurden.
Während die Firma Peters zunächst »nur« dafür sorgen sollte, dass das um 1390 entstandene Fenster durch eine Schutzverglasung von Außen vor Wind und Wetter geschützt wird, wurden immer kompliziertere Sicherungsmaßnahmen erforderlich.
So mussten 13 verschiedene Schimmelsorten entfernt werden, die sich nach einer früheren Neuverkittung eingenistet hatten. Auf den Außenflächen des Fensters hatten sich zudem Gipskrusten gebildet, die das Glas schwärzten. Sie mussten ebenso behandelt werden wie die zum Teil verwitterten Malschichten, um das Fenster wieder neu zum Leuchten zu bringen.
Vor dem größten Schaden freilich, den eine frühere Reparatur verursacht hat, mussten auch die Paderborner Glas-Fachleute kapitulieren: Flächenhaft mit Epoxid-Harz aufgeklebte Deckscheiben führen zu einer fortschreitenden Vergilbung der Gläser - eine Restaurierungsaufgabe, die aufgrund derzeit noch fehlender Gegenmittel späteren Generationen vorbehalten bleibt.
Das Monumentalfenster, das dem damaligen Kunstverständnis zufolge nur über eine dezente Farbigkeit und einen zurückhaltenden Figurenschmuck, dafür aber eine reichhaltige Ornamentik verfügt, wird nun in den Peters-Werkstätten in einzelne Elemente zerlegt und bruchsicher verpackt. Die Paderborner Fachfirma übernimmt selbst den Transport und beginnt am Montag vor Ort mit dem Wiedereinbau des Westfensters, der etwa zwei Wochen dauern wird.
Mit den Original-Gläsern ist dann auch die Gesamt-Restaurierung des Altenberger Doms abgeschlossen. Die feierliche Einweihung könnte vielleicht schon zum Weltjugendtag im August gefeiert werden.

Artikel vom 28.04.2005