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Besuch der Professorin

Gesine Schwan beim Sparkassengespräch


Gütersloh (rec). Es gibt nun mal keine stellvertretende Bundespräsidentin. Darum konnten die Direktoren Hans-Hermann Kirschner und Eckhard Heitlage gestern Abend »nur« die Präsidentin der europäischen Universität Viadrina aus Frankfurt/Oder zum Sparkassengespräch begrüßen. Mehr als 250 Gäste waren dennoch gekommen, um Prof. Dr. Gesine Schwan zu hören.
Die einstige Kontrahentin von Bundespräsident Horst Köhler wählte ein staatstragendes Thema: Was kann Deutschland wieder mehr Zuversicht verschaffen? Die Zumutungen der Globalisierung haben ihrer Ansicht nach den Grundkonsens in Deutschland nahezu aufgelöst. Solch ein Grundkonsens sei keine häufig kritisierte »Konsenssauce«, sondern die Basis, auf der man vernünftig miteinander streiten könne. Ein fair ausgetragener Streit respektiere die Interessengebundenheit der jeweiligen Positionen. Schwans Schlüssel zu größerem Vertrauen heißt »Mehrsprachigkeit«. Ein Arbeitgeber müsse die Sprache eines Arbeitnehmers verstehen, ein Gewerkschafter die des Unternehmers.
Zu den Reden von Bundespräsident Horst Köhler äußert sich Schwan nicht, »das wäre wie Nachtreten.« Doch ob es ihrer Vorstellung von Mehrsprachigkeit entspricht, wenn Köhler Gewerkschaften für Lohnzurückhaltung lobt und Arbeitgeber für ihre Fähigkeit, Lohnkosten immer weiter zu senken?

Artikel vom 28.04.2005