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Feuerwerk purer Spielfreude

Langanhaltender Applaus für Smetanas »Verkaufte Braut« aus Detmold

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). Hinsichtlich der hochgelobten Premiere in Detmold waren die Erwartungen groß, als am Dienstagabend das Landestheater Detmold in der Paderhalle Smetanas Oper »Die verkaufte Braut« in einer Inszenierung von Hinrich Horstkotte spielte. Doch wie sich schnell herausstellte, sollten alle Hoffnungen zur Freude des Publikums erfüllt werden.

Bereits die kraftvoll dahinwirbelnde und zugleich lustig anmutende Ouvertüre machte Lust auf mehr und versprach einen unterhaltsamen Abend. Als sich der Vorhang öffnete, offenbarte sich dem Zuschauer ein äußerst gelungenes Bühnenbild: Eine weiträumig helle und freundlich eingerichtete Holzscheune, unter anderem bestückt mit ein paar Holztischen und auf der Rückwand mit einem altmodischen Bauerndorf bemalt, diente zugleich als Dorfplatz und Wirtsstube. Offensichtlich fühlten sich auch die Akteure vor dieser Kulisse sehr wohl, denn von Beginn an ließen sie eine gehörige Portion Spielfreude spüren.
Von Elan erfüllt waren auch die beiden Hauptfiguren Marie und Hans, dargestellt durch Jutta Maria Fries und Alexei N. Vavilov. Während sie stimmgewaltig die dickköpfige und in ihrem Stolz verletzte junge Bauerstochter äußerst treffend mimte, überzeugte er in der Rolle des gerissenen und selbstbewussten »verlorenen Sohnes«.
Durch seinen klaren Bassgesang und eine hervorragende schauspielerische Leistung bestach der von Vladimir Miakotine verkörperte Heiratsvermittler Kecal, während das »Muttersöhnchen« Wenzel, gespielt von Bruno Gebauer, die meisten Lacher des Abends für sich gepachtet hatte. Kein Wunder, wirkte Wenzel doch schon allein aufgrund seiner viel zu klein und eng geratenen Kleidungsstücke irgendwie zum Schmunzeln. Als er nach der Pause schließlich ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift »Mama« um seinen Hals trug, war die Rolle des Publikumslieblings eindeutig vergeben.
Zu keinem Zeitpunkt wirkte die Aufführung langatmig oder gar langweilig. Immer wieder gab es mitreißende und lustige Szenen, manchmal hagelte es sogar kompetent im Takte der Musik geschlagene Backpfeifen - ein Lob an die Choreographie! Oder Attraktionen wie ein Wanderzirkus samt seiner ulkigen Darsteller-Truppe säumten die Bühne.
Auch musikalisch war die Darbietung unter der Leitung von Patrick Francis Chestnut ein Genuss. Stets mannigfaltig wechselten Arie, Rezitativ und Chorgesang ab. Mal wurde das Publikum von einer temperamentvollen Polka mitgerissen, kam dann wiederum in den Genuss böhmischer Folklore, um sich anschließend voll und ganz einer innigen und lyrischen Melodie hinzugeben. Es passte einfach alles und aus diesem Grund durften die Zuschauer einen rundum erfrischend amüsanten Opernabend erleben.

Artikel vom 28.04.2005