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DSC - »Reisende soll man nicht aufhalten. . .!«


Zur Situation beim Bundesligisten DSC Arminia Bielefeld erreichte die Sportredaktion ein Brief unseres Lesers Bernfried Lehmann aus Hüllhorst.
Die Situation der Arminia ist klar und wird vom Vorstand und der Geschäftsführung konsequent und hoffentlich langfristig umgesetzt: Wir können nur das Geld ausgeben, das auch eingenommen wird. Die Arminia ist nach Berichten der handelnden Personen bis an die finanziell machbaren Grenzen gegangen und es hat dann nicht gereicht, Verträge zu verlängern und Spieler langfristig an den Verein zu binden.
Dieses Schicksal teilen viele Vereine gleicher Größenordnung, sie haben mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Arminia. Aber das lässt sich kurzfristig sicherlich schwer ändern. Zu groß sind die Einnahmeunterschiede zwischen den Vereinen, und auch der DFB tut nichts, um in der Lizenzvergabe diese solide rechnenden Vereine zu schützen gegen die Husarenreiter Meier, Niebaum, Assauer & Co. (auch in Mönchengladbach ist eine ähnliche Entwicklung sichtbar und Köln wird sicherlich folgen). Diese hoch verschuldeten bis rechnerisch insolventen Vereine (was passiert zum Beispiel, wenn Schalke nicht den Europacup in den nächsten Jahren regelmäßig erreicht - was nach eigeneN Angaben unbedingt für die Finanzierung des Vereins und Rückführung der über 1/4 Milliarden Mark Schulden notwendig ist - oder der BVB sportlich die Ziele in den nächsten Jahren wieder nicht erreicht)?
Vereine wie Werder Bremen, VFB Stuttgart, Arminia, der VfL Bochum etc., die versuchen, solide zu wirtschaften, werden vom DFB und der DFL vor den Kopf gestoßen, die es insolventen Unternehmen erlaubt, horrende Summen für Spieler auszugeben und dadurch weiter versuchen, den Abstand zur Spitze zu verringern um ins internationale Geschäft zu gelangen und Deutscher Meister zu werden. Man bedenke: Es kann in jedem Jahr nur einen Meister geben und zwei Plätze in der Champions Klasse sind sicher.
Warum unterbindet der DFB nicht diese horrende Preistreiberei. Es hat es ganz allein in der Hand, die Vereine zu seriösen Planungen zu erziehen. Die Situation in Dortmund zum Bespiel hat auch der DFB mit zu verantworten und er lässt es weiterhin zu, dass ohne Auflagen daraufhin gewirtschaftet werden darf. Das kann doch nicht sein.
Ist der DFB und die DFL nicht mehr lernfähig oder beugt man sich dem Druck großer (?) und bedeutender (?) Vereine. Aussprüche wie »Eine Bundesliga ohne Dortmund kann man sich nicht vorstellen« zeugen nicht von Weitsicht, sondern geben den Vereinen weiterhin freie Hand in jeder Beziehung. Die Tatsache, dass Geldgeber die Tagesgeschäfte dieser beherrschen, sollte nachdenklich machen. Was passiert, wenn sie ihr Geld abziehen?
Und nun zu den Sportlern, die Arminia den Rücken kehren werden.
Sind diese sportlich sich darüber im Klaren, welche Möglichkeiten sie auch in Bielefeld haben, wenn sie weiterhin bescheiden blieben und dafür Zuspruch und Erfolg einheimsen?
Zeigen die Beispiele der Vergangenheit wie Wichniarek, Haschemian, Freier, Fahrenhorst, Deisler, Ailton, Otto Addo, Christiansen, Bobic etc. nicht, dass der Erfolg im alten Verein nicht gleichzeitig Erfolg im neuen Umfeld garantiert?
Woher kommen Buckley, Owomojela, Skela etc. Sie wollte kein Verein haben. Erst bei Arminia haben sie sich durchgesetzt und sind wie im Fall Owo sogar Nationalspieler geworden.
Die Diskussion um Trainer Rapolder ist genauso absurd. Was hat dieser Mann vor seiner Tätigkeit bei Arminia geleistet? Nichts. Er war arbeitslos. Was hat er bisher geleistet? Wenig, Arminia ist nicht abgestiegen und hat eine schlechte Rückserie gespielt. Er kann mit Arminia noch viel erreichen.
Eine Empfehlung an die Verantwortlichen: Steckt nicht den Klopf in den Sand. Ihr seid auf dem richtigen Wege, auch wenn zukünftig eine Situation wie jetzt in Bochum nicht ausgeschlossen ist. Wartet auch die höher werdenden Fernseheinnahmen ab, um weiter an der Mannschaft zu basteln und holt Spieler, die Erfolg und Geborgenheit benötigen. Die gibt es in Deutschland und dem europäischen Ausland ausreichend, so dass Herr Rapolder in die Lage versetzt wird, sein System auch im nächsten Jahr zu praktizieren. Und noch einen Satz, den man in diesem Zusammenhang nennen sollte: Reisende soll man nicht aufhalten.
Verständnis hin, Verständnis her für die Spieler (eine Verdopplung des Bielefelder Gehalts ist sicherlich verlockend), viele werden im nächsten Jahr in der Bundesliga in den neuen Vereinen keine Rolle mehr spielen und neue Vertragsverhandlungen kommen bestimmt.

BERNFRIED LEHMANN
TENGERNER STR. 157A
32609 HÜLLHORST

Artikel vom 02.05.2005