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Gutes kommt
häufig zu kurz

Rolf Dressler zu Gast bei der CDU

Herford (wst). Über »Macht und Ohnmacht der Medien« referierte WESTFALEN-BLATT-Chefredakteur Rolf Dressler am Dienstagabend in Herford. Der Journalist war auf Einladung der CDU-Ortsunion Nordstadt in die Gaststätte Katerstuben gekommen. Mehr als 70 Herforder verfolgten den gut eineinhalbstündigen Vortrag.

»Zusammenkünfte wie diese sind wichtig für uns Journalisten, stellen sie doch die Rückkopplung mit denen dar, für die wir täglich die Zeitung machen«. Mit diesen Worten bedankte sich Rolf Dressler bei dem Vorsitzenden der Ortsunion, Jan Hendrik Hellemann, für die willkommene Gelegenheit.
Bei aller Kritik an Journalisten, ob nun berechtigt oder nicht, sei doch festzuhalten, dass die Presselandschaft in Deutschland eine der lebendigsten in der Welt ist. »Wir können uns glücklich schätzen, dass dies gerade auch für die Region Ostwestfalen-Lippe gilt.«
Nachdenkenswert sei, wie stark bestimmte Themen im Wechselspiel von Politik und Medien be- einflusst würden. Als Beispiel nannte Dressler die politisch gewollte (Über-)Individualisierung der Gesellschaft und deren Auswirkungen wie beispielsweise die Vereinsamung von immer mehr Menschen und die Beschädigung der unverzichtbaren Wertefundamente. Auch die Rolle des Fernsehens müsse in vielem kritisch gesehen werden. Denn: »Politik wird immer stärker dort gemacht, wo visuelle Reize das Erscheinungsbild maßgeblich prägen.«
Eine herausragende Rolle spielten deshalb vor allem Talkshows. Unter dem Beifall seiner Zuhörer orderte der Journalist Politiker auf, in einer Talkshow auch einmal »nein« oder »stopp« zu sagen. Im Ernstfall solle er sich sogar durchaus auch einmal demonstrativ aus einer Talkrunde verabschieden, wenn er ganz offensichtlich vorgeführt, bloßgestellt oder herabgesetzt werde - nur um der Einschaltquote willen.
Der Chefredakteur bedauerte die Neigung der Presse, gute Nachrichten beiseite zu schieben und zuerst nach der sensationsträchtigen Schlagzeile zu suchen. Dabei schloss er sich und seine Redaktion nicht aus. »Viele positive Themen bleiben auf der Strecke.«
Wie etwa der historisch beispiellose Wiederaufbau in den östlichen Bundesländern und der Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin, von dem beide Städte profitierten. Andererseits täten gerade Politiker viele wichtige Themen zu leichthin als »Kinderkrankheiten« ab. Wenn Kanzler Gerhard Schröder »Deutschland als größten Nutznießer der EU« bezeichne, verdecke er damit schwerwiegende Problemthemen, wie den EU-Haftbefehl, den Visa-Skandal oder die rasch fortschreitende Entmachtung der nationalen Parlamente.
Schließlich benutze die Politik aber gern auch die Medien, um mit Kampagnen in der Bürgerschaft Stimmung zu machen und erwünschte Stimmungen zu erzeugen. Beispiele: das »Waldsterben« oder die »Klimakatastrophe«.

Artikel vom 28.04.2005