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Am Anfang stand die alte Baracke

Evangelische Kindertagesstätte Beethovenstraße feiert im Mai 60. Geburtstag

Lübbecke (WB/jug). Mit einer Jubiläumsfeier begeht die ev. Kindertagesstätte an der Beethovenstraße in Lübbecke am 21. Mai ihr 60-jähriges Bestehen (s. LK vom 9. April). Los geht es ab 14.30 Uhr mit einer Andacht, das große Spielfest startet um 15 Uhr. Das Motto lautet »60 Jahre Kindergarten - eine bewegte Geschichte«. Wie aus der Festschrift anlässlich des Geburtstages hervorgeht, reicht die Geschichte der Kindertageseinrichtung bis auf das Jahr 1945 zurück.

Mit Zustimmung des damaligen Superintendenten Güse sendete Emmy Flüshöh als Leiterin der in der Kapitelstraße ansässigen Evangelischen Kleinkinderschule - so der ursprüngliche Name evangelischer Kindergärten - ihre Mitarbeiterin Schwester Elise in die Beethovenstraße, um dort, in der bereits bestehenden Baracke, die ev. Kindergartenarbeit zu beginnen. Auf Schwester Elise folgte 1946 Schwester Meta Kummert, die dann 1949 die Leitung eines anderen Kindergartens übernahm. Es folgte die Ära von Marianne Bauersfeld, die den Kindergarten bis zu ihrem Ruhestand im Jahre 1982 leitete.
Marianne Bauersfeld war im Kreis Lübbecke die erste »zivile« Leiterin. In der Baracke gab es nach ihren Schilderungen damals einen großen und einen kleinen Gruppenraum, dazu eine Kohleheizung, einen niedrigen Bodenraum und den Kohlenkeller. Angeschlossen war auch die »Hausmeister-Wohnung« mit zwei Zimmern, die Emmi Hasenkamp mit ihren drei Kindern bewohnte. Die nachweislich erste Baumaßnahme war die Erneuerung des Sandkastens, der durch Abbruchsteine umrahmt wurde. In den 50er Jahren entwickelte sich dann das Gemeindeleben. Eine wöchentliche Bibelstunde wurde gehalten und eine Jungschargruppe gegründet. Die Kinderzahlen wuchsen, die Betreuung dagegen wurde nur von Marianne Bauersfeld, Emmi Hasenkamp und einer weiteren Helferin gewährleistet. Die Baracke indes, so heißt es in der Jubiläumschronik, konnte dem Bedarf nicht mehr gerecht werden und wurde immer baufälliger. Und so begannen dann 1955 die Planungen für einen Neubau. Ein Teil der Baracke wurde im Jahr 1957 abgerissen, 1958 wurde der Neubau eingeweiht.
Mit der Eröffnung des Thomas-Gemeindehauses 1961 wuchsen die Möglichkeiten des Kindergartens, das kirchliche und pädagogische Angebot zu erweitern. Stetig wachsende Kinderzahlen erforderten außerdem die Einrichtung zweier zusätzlicher Gruppen in der Nachmittagsbetreuung.
Die gesellschaftlichen Veränderungen Ende der 60er und in den 70er Jahren spiegelten sich auch im Kindergarten Beethovenstraße wider: 1970 wurde die Fünf-Tage-Woche eingeführt, aus »Tante Marianne« wurde »Frau Bauersfeld«, und auch die weiße Schwesternschürze war nicht mehr zeitgemäß. 1975 wurde die Hausmeisterwohnung zu einem Gruppenraum umgebaut, aus drei kleinen Gruppenräumen im Erdgeschoss entstanden zwei große. Parallel wurden auf den Außenanlagen Holzspielgeräte in Eigeninitiative der Eltern errichtet.
Im Jahr 1982 übernahm dann Kerstin Berner - die die Einrichtung auch heute noch leitet - die Leitung von Marianne Bauersfeld. Die 80er Jahre waren geprägt von kleineren Bau- und Sanierungsmaßnahmen sowie Verschönerungen der Anlagen. So wurden etwa durch verschiedene Eltern-Aktionen neue Spielgeräte aufgestellt und der Eingangsbereich 1988 erneuert. Auch Meilensteine im Angebot wurden umgesetzt: 1988 begann die Übermittagbetreuung. Damit begann der Wandel vom Kindergarten zu einer echten Kindertagesstätte. Die 90er Jahre brachten ein neues Konzept in die Kindergartenarbeit und machten weitere bauliche und räumliche Veränderungen notwendig, die sich bis in das neue Jahrtausend ziehen. Zum 50. Geburtstag der Einrichtung wurde 1995 eine Grundsanierung im Erd- und Obergeschoss durchgeführt. Der Bibelstundenraum der zwischenzeitlich bestehenden vierten Gruppe wurde zum Bewegungsraum. Doch diese Maßnahme diente lediglich der Vorbereitung der nächsten umfangreichen Maßnahme: 2002 wurde mit einer der größten Investition in der Kindergartengeschichte der Westflügel neu gestaltet. So entstand ein moderner Mehrzweck- und Bewegungsraum. Um den Rasenspielplatz nicht zu verkleinern, wurde der Anbau zum Teil auf freien Tragsäulen errichtet. Über 100 000 Euro seien vom Jugendamt des Kreises Minden-Lübbecke, der Stadt Lübbecke und der evangelischen Kirchengemeinde als Träger für die Baumaßnahme bereit gestellt worden, heißt es in der Chronik. Das neue Konzept der »Offenen Kindergartenarbeit« seit 1992, das 1996 durch das Konzept der »Integrationsarbeit« in pädagogisch logischer Konsequenz erweitert wurde, konnte nun auch räumlich umgesetzt werden.

Artikel vom 29.04.2005