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Aberwitziges Verwirrspiel toll in Szene gesetzt

500 Zuschauer bei der Premiere: Gymnasium führt Musical »Knasterbax und Siebenschütz« auf

Steinhagen (WB). Katzen vom Baum holen, Streit schlichten auf dem Markt, den Verkehr regeln - das ist Stress: »So ein elendes Leben als Polizist«, stellt Knasterbax denn auch fest. Und auch Siebenschütz, hungernd und einsam, meint: »Räuber möcht' ich nicht länger sein.« Uniform und Räuberkluft landen also wieder bei ihren rechtmäßigen Besitzern - Happyend eines flotten und komischen Verwirrspiels, mit dem das Gymnasium 500 Zuschauer begeisterte.

Es war eine gelungene Premiere am Dienstagabend in der Aula des Schulzentrums: »Knasterbax und Siebenschütz«, von Heinz Lemmermann und Werner Schrader geschrieben, stand auf dem Programm. 60 Mitglieder von Unterstufenchor und Theater-AG, die Musikerinnen und Musiker der »Knasterbax-Combo« und schließlich die Lehrer Christa Wille-Möller und Stefan Binder (musikalische Leitung) und Reinhard Lauströer (Inszenierung) sind - und zwar mit riesiger Unterstützung von Eltern, Mitschülern und dem Kollegium - an der 90-minütige Aufführung beteiligt.
Es ist die aberwitzige Geschichte eines (teils unfreiwilligen) Rollentausch: Der verhaftete Räuber Knasterbax (toll gespielt und gesungen von Jan Düfelsiek) trickst den Gendarmen Siebenschütz (ebenfalls hervorragend Paulina Lutterklas) aus und türmt in dessen Uniform. Der arme Siebenschütz, nun im Räuberzivil, hat Schlimmes zu erleiden: Er flieh aus dem Gefängnis und im Wald vor Holzfällern (Ramona Junker, Nora Matzick, Alina Stockhecke). Und Knasterbax sieht sich den kaum zu bewältigenden Aufgaben des Ordnungshüters gegenüber - wird dann aber sogar zum Helden, als er Bankräuber Jimmy (Yesim Kuran) verhaftet.
Das Ensemble hat das Musical engagiert und liebevoll auf die Bühne gebracht. Mit viel Sinn fürs Detail: Das zeigt sich in den Kostümen der Chorleute ebenso wie in witzigen Kleinigkeiten in den Requisiten (»Sparbank: Hier ist ihr Geld ziemlich sicher«, heißt es da etwa auf einem Plakat in der Bankraub-Szene) und in der prächtigen Ausstattung - die Autos in der Verkehrsszene, die singenden Frösche im Waldsee (grüne Handpuppen im Seerosen-Teppich), die Kostüme der Kühe . . .
Sehr munter schon die Ouvertüre, gelungen auch die schnellen Wechsel zwischen Chorpartien und den Soli, mitreißend der »Zuckerbäcker-Boogie«, komisch und sehr pointiert vorgetragen der »Entkleidungstango« vor dem Rollentausch am Waldsee - eine wunderbare Szene, in der beide Hauptdarsteller zu Hochform auflaufen. Und Jan Düfelsiek hat als Knasterbax ohnehin manchen Lacher auf seiner Seite, sogar die schräge Sprache des Räubers kommt ihm leicht über die Lippen: »Machen ein bisschen klau, klau für Hunger, niemals nix für Übermut.« Schade: Einzig die Technik spielte der Truppe einen Streich. Es pfiff und rauschte mitunter unangenehm in den Lautsprechern.
Vielfach Szenenapplaus und langanhaltender Beifall zum Schluss: Mit zwei Zugaben, dem »Zuckerbäcker-Boogie« und dem Schlusslied, bedankten sich die Akteure beim Publikum. »Knasterbax und Siebenschütz« kommen wieder: am Sonntag, 1. Mai, 18 Uhr in der Aula, am Donnerstag, 12. Mai, 19 Uhr im Theater am Alten Markt (Schultheaterwoche). Annemarie Bluhm-Weinhold

Artikel vom 28.04.2005