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Atemberaubende Cancan-Einlagen

Geschichte um das »Moulin Rouge« als Revue mit Pop- und Rockmusik


Bünde (öse). Es sind die Flügel alles überschäumender Lebensfreude, die ihre Faszination ausbreiten. Allabendlich im »Moulin Rouge«, wo die Akteure gleichzusetzen sind mit bunten Schmetterlingen, die in jedes Herz flattern. Und wenn das berühmte Pariser Etablissement gar auf die Bühne im Bünder Stadtgarten versetzt wird ... dann kennen selbst die meist so zurückhaltenden Ostwestfalen in ihrer Begeisterung keine Grenzen mehr.
Atemberaubend die Tanzeinlagen, bezaubernd die Kostüme, brillant die Stimmen - es würde noch viele Superlative geben, mit denen man die insgesamt 23 Darsteller des »Capitol Theater Mannheim« am Dienstagabend hätte überschütten können. Viele Stunden Arbeit habe es gekostet, die Bühne entsprechend herzurichten, die Lichteffekte richtig zu plazieren, erzählte Dirk Kaiser, Chef der Firma Stadtkultur, in einem Gespräch.
Die Discokugel wirft Lichtpunkte, die sich dann in Streifen verwandeln und sich mit waberndem Nebel verquicken - in all dem verwunschenen Geschehen wirbeln Beine, fliegen Cancan-Röcke, lassen Verschleierungen viele Taktiken zu. Und mittendrin die beiden Hauptdarsteller: Melanie Wittke als lasziv-schöne Satine, deren Schicksal einen Stein hätte erweichen können. »Christian«, als Autor noch ein unbeschriebenes Blatt in Paris, wurde von Bernd Nauwatat sehr sensibel in Szene gesetzt.
Ein Ohrenschmaus waren die Songbearbeitungen, die von Elton Johns »Your Song« über »Lady Marmalade« bis hin zu Madonnas »Like a virgin« den Saal melodiös und rhythmisch erfüllten. Bombastisch auch die tänzerischen Szenen. Tosenden Beifall gab es, als »Roxanne« (einst ein Hit der Gruppe Police) sich in einem argentinisch angereicherten Tango voller Esprit wiederfand - ganz einfach »erste Sahne«.
Im Pariser Cancan-Club »Moulin Rouge« pulsiert im Jahr 1900 das Nachtleben. Satine, Star der Revue, will zu einer ernsthaften Schauspielerin avancieren. Doch der Duke von Monroth, von Gier und Geiz beseelt, bewilligt dem Etablissement seine finanzielle Unterstützung - unter der Bedingung, dass Satine ihm zu Willen ist. Sie jedoch ist Hals über Kopf verliebt - in Christian, einem jungen Schriftsteller aus der Provinz.
Er hat in der französischen Metropole sein Domizil aufgeschlagen, um hier seine Ideale zu finden. Doch seine große Liebe Satine erkrankt, der Tod ist nicht mehr weit. Und die Flügel der »Roten Mühle« kreisen weiter, allabendlich um Profit und windige Gestalten. Wie kam es doch über die Lippen von Charles, dem Revue-Intendanten: »Wir sind Geschöpfe der Unterwelt, für uns ist die Liebe nicht vorgesehen«.

Artikel vom 28.04.2005