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Fünf Fragen an . . .

Jutta Pross (Spvg. Steinhagen)

Fast 20 Jahre hat Jutta Pross die Frauenhandball-Szene im Altkreis entscheidend mitgeprägt, in der abgelaufenen Saison war die torgefährliche Linksaußen erneut erfolgreichste Torschützin bei Verbandsligist Spvg. Steinhagen II. Dennoch will sie ihre erfolgreiche Laufbahn jetzt beenden, die ehemalige B-Jugend-Nationalspielerin aus dem Talentschuppen des TV Künsebeck wurde Samstag vom aktiven Handball verabschiedet. Mit Jutta Pross sprach WB-Redakteur Gunnar Feicht.

Mit insgesamt 122 Toren für drei Steinhagener Frauenteams warst Du im Altkreis hinter Hörstes Daniela Otten zweitbeste Torschützin der Saison. Warum soll jetzt Schluss sein?Jutta Pross: Das hat vor allem private und zeitliche Gründe. Wir haben uns einen Traum erfüllt, uns ein älteres Haus gekauft, in das jetzt noch einige Monate lang für die Renovierung viel Zeit und Arbeit investiert werden muss. Nach 27 Jahren Handball will ich einfach nicht mehr unter der Verpflichtung stehen: Dann musst du zum Training, dann ist am Wochenende Treffen zum Spiel. Ich werde sicherlich noch 'mal beim Training vorbei schauen und bin auch die Letzte, die nicht aushelfen würde, wenn ein Notfall eintritt. Aber den regelmäßigen Termindruck will ich mir nicht mehr antun, weil ich ja auch voll berufstätig bin.
Du hast fast 20 Jahre auf - für hiesige Verhältnisse - höchstem Niveau Handball gespielt. Welche Highlights bleiben am intensivsten in Erinnerung?Jutta Pross: Dazu zählt auf alle Fälle der Deutsche Meistertitel mit der Auswahl des Kreisgymnasiums Halle beim Schulwettbewerb »Jugend trainiert für Olympia«: Vor mehreren tausend Zuschauern wurden wir 1986 in der Berliner Deutschlandhalle geehrt. Ich zähle aber auch den Regionalliga-Aufstieg mit TV Künsebeck dazu. Im darauf folgenden Jahr war ich als 17-Jährige zweitbeste Torschützin dieser Klasse. Unvergessen bleibt auch der Oberliga-Aufstieg mit Steinhagen und natürlich die Zeit mit der B-Jugend-Nationalmannschaft, obwohl das für mich als Schülerin natürlich der pure Stress war: Von einem Lehrgang ging's zum anderen - aber man hat dadurch in jungen Jahren schon unheimlich viel erlebt.
Das Ausnahmetalent Jutta Pross erhielt 1986 sogar Anfragen aus der Bundesliga. Bereut man's in der Rückschau manchmal, es nicht zumindest mal versucht zu haben?Jutta Pross: Natürlich habe ich mir die Frage oft gestellt. Aber als 16-Jährige habe ich den Wechsel in die Großstadt Berlin nicht gewagt. Und später hat mich die Gewissheit davon abgehalten, dass man sich selbst als Bundesligaspielerin über den Sport keine Existenz aufbauen kann. Dazu war der Stellenwert des Frauenhandballs nicht hoch genug.
Du hast enge Verbindungen zu beiden heimischen Oberligisten Steinhagen und Halle. Welche Zukunftsperspektiven haben die beiden Teams?Jutta Pross: Steinhagen wird zwar noch nicht um den Aufstieg mitspielen, dürfte aber in der Tabelle weiter nach oben klettern. Da sind einige große Talente am Ball, die durch Sina Speckmann aus Hesselteich noch eine sehr gute Ergänzung dazu erhalten. André Schnadwinkel ist einer der besten Trainer, die ich selbst gehabt habe. Halle wird sich behaupten, muss aber erst einmal den Verlust von Violetta Lewicz und Annika Deppe verdauen.
Wie wird Jutta Pross dem Sport verbunden bleiben?Jutta Pross: Ein Leben ohne Bewegung kann ich mir nicht vorstellen. Ich werde gewiss nicht einrosten, weil wir gerne Squash spielen und Rad fahren. Ein Traineramt? Eher nicht...

Artikel vom 29.04.2005