28.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

400 Jahre reformiertes Bekenntnis in Lippe

Jubiläum wird mit großer Ausstellung im Landesmuseum gewürdigt - Eröffnung am 29. Mai

Detmold/Kreis Lippe (ch). Die Lippische Landeskirche feiert in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum, das für die Kirchen- und Landesgeschichte gleichsam von Bedeutung ist: die Einführung des reformierten Bekenntnisses vor 400 Jahren. Aus diesem Grund veranstaltet die Lippische Landeskirche in Zusammenarbeit mit dem Lippischen Landesmuseum eine große Ausstellung vom 31. Mai bis zum 3. Oktober mit dem Thema: »reformieren-streiten-bekennen«.

Der lippische Regent, Graf Simon VI (1554-1613) besuchte am 2. Juni 1605 die Detmolder Erlöserkirche und auf seine Anweisung wurde der Gottesdienst das erste Mal nicht in lutherischer, sondern in reformierter Weise gefeiert, anstelle der Oblaten wurde normales Brot gebrochen und gereicht. Graf Simon VI. war ein intensiver Förderer der kirchlichen Erneuerung und wollte die Kirchengemeinden ganz von den noch vorhandenen Resten der katholischen Traditionen befreien, zum Beispiel katholische Priestergewände, Bekreuzigung und Heiligenbilder. Damit das Evangelium unverfälscht verkündet werden könnte.
Doch nicht in allen Kirchengemeinde fanden seine Ideen Zuspruch, die Stadt Lemgo widersetzte sich jahrelang. Erst im »Röhrentrupper Prozess« von 1617 wurde das Nebeneinander der beiden Konfessionen dauerhaft festgeschrieben. Die Kirchenordnung von 1684 setzte schließlich ein konsequent reformiertes Kirchenprofil durch, mit der Existenz reformierter und lutherischer Gemeinden in einer Landeskirche.
»Seit dem 17. Jahrhundert leben reformierte und lutherische Christenmenschen in einer Gemeinde zusammen. Sie erlebten Feindseligkeiten und Misstrauen widereinander, Rivalität und Abgrenzung mußten einander aushalten und ertragen - in einer Kirche. Und finden schließlich zueinander, entdecken versöhnte Verschiedenheit, bereichern einander und finden in der Leuenberger Konkordie, die die Lippische Landeskirche als erste in Deutschland 1974 unterzeichnet, ein theologisches Modell«, erzählt der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Gerrit Noltensmeier. Er fügt hinzu: »Die verschieden Farben der reformatorischen Prägung bereichern die eine Kirche.«
Lange hätten sie überlegt, wie sie das Jubiläum feiern könnten, und schließlich ergab sich die Zusammenarbeit mit dem Lippischen Landesmuseum. »Es bedurfte keiner längeren Überlegungsphase, ich sagte sofort zu als ich von der Idee hörte. Es handelt sich hierbei um ein respektables Stück Kulturgeschichte«, betonte Professor Dr. Rainer Springhorn, Direktor des Lippischen Landesmuseums Detmold.
Im Rahmen der Ausstellung werden auch einige kulturgeschichtliche Stücke aus dem Museum zum ersten Mal veröffentlicht, zum Beispiel ein Gemälde von Simon VI. »Tanz der Salome«, das lange als verschollen galt. »Bekenntnis und Konfession werden die Leitfaden der Ausstellung sein«, verrät Noltensmeier. »Wir werden in der Ausstellung den Weg des reformierten Glaubens in Lippe schlaglichtartig nachzeichnen«, so der Historiker Matthias Rickling. Dabei werde der reformatorische Aufbruch (1536-1571) ebenso dargestellt, wie das folgenreiche Entscheidungsjahr 1605 mit Einblicken in das Leben und den Glauben von Graf Simon VI..
Bis in die Gegenwart verfolge die Ausstellung den Weg der Lippischen Landeskirche und zeige das aktuelle kirchliche Leben. »Wir haben unser Augenmerk bei der Organisation auf den durchschnittlichen Besucher gelegt, so dass sowohl ältere Menschen als auch Kinder die Ausstellung interessant finden werden«, erklärt Annette Hibbeler, die Grafik-Designerin des Lippischen Landesmuseums. »Zumal es nicht bloß Kirchengeschichte, sondern auch Landesgeschichte ist«, fügt Rickling hinzu. Verschiedene Vorträge und Veranstaltungen begleiten die Ausstellung durch den Sommer. Den Auftakt macht ein Festgottesdienst zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 29. Mai, um 17 Uhr in der Erlöserkirche am Markt.

Artikel vom 28.04.2005