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In Löhne-West steht das Haus des Lernens

Bundespräsident Köhler lobt die Hauptschule

Von Sebastian Picht
und Lars Rohrandt
Löhne / Berlin (LZ). »Das ist einfach überragend«, sagte Gerd Krahe. Deutschlands drittbeste Hauptschule kommt aus Löhne: Während der Verleihung des Hauptschulpreises 2005 überreichte Bundespräsident Horst Köhler in Berlin die Urkunde an den Schulleiter. Acht Schüler und drei Lehrer der Hauptschule Löhne-West sind Dienstag nach Berlin gefahren (LZ vom 27. April), um 19.44 Uhr erreichten sie gestern wieder Löhne. »Müde, aber stolz.«
Der Bundespräsident Horst Köhler hat das Wort: Schulleiter Gerd Krahe (links) hört während der Preisverleihung aufmerksam zu. Foto: Picht
»Das war ein tolles Erlebnis«, sagte Krahe. »Vom Bundespräsidenten ausgezeichnet zu werden, geschieht schließlich nicht alle Tage.« Die Veranstaltung in Berlin sei in einer sehr netten Atmosphähre verlaufen.
Der im Herbst ausgeschriebene Wettbewerb der Initiative Hauptschule ist mit 100 000 Euro dotiert und steht unter dem Motto »Deutschlands beste Hauptschulen«. Für ihren dritten Platz erhielt Löhne-West 5 000 Euro. Die Jury bildeten Hertie-Stiftung und Robert-Bosch-Stiftung.
Bundespräsident Horst Köhler würdigte das Engagement der Schulen: »Der Preis zeigt uns, was Hauptschulen leisten und was deren Schüler schaffen. Das Können steht im Mittelpunkt dieses Preises, nicht die Klage über das Problemkind Hauptschule.«
»Wir verstehen uns als ÝHaus des LernensÜ, in dem Unterricht nicht reine Lehrplanarbeit ist, sondern jeder in seiner Individualität angenommen und gefördert wird«, sagte Krahe. An der Löhner Ganztagsschule gehen derzeit 390 Jugendliche zum Unterricht. Sie sind in 17 Klassen aufgeteilt und werden von 37 Lehrern unterrichtet. »Unsere Projekte sind praxisnah und handlungsorientiert«, erklärte der Schulleiter. »Wenn ein neuer Hühnerstall gebaut wird, kümmern sich die Schüler auch um den Bauantrag.«
Löhne-West überzeugte die Jury durch Projekte in Umwelterziehung, Schulgarten und Gesundheitserziehung. Zudem ist die Berufswahlorientierung in der Schullaufbahn fest verankert.
Während der Rückfahrt sprachen die elf Löhner Berlin-Reisenden bereits darüber, wie das Geld verwendet werden soll. »Vielleicht macht unsere Photovoltaik-Anlage das Rennen«, sagte Krahe. Für dieses Projekt hatten die Schüler schon Subventionen und Sponsoren geworben.
»Bereits am Dienstag haben mich immer wieder Mitschüler angerufen, die wissen wollten, ob wir gewonnen haben«, erzählte Natalie do Peso der LÖHNER ZEITUNG. Die 16-jährige Schülersprecherin war von dem dritten Platz total überrascht. »Wir haben im Vorfeld viel spekuliert, wo wir wohl landen würden. Nun sind wir völlig überrascht und stolz.« Bereits die Teilnahme an dem Wettbewerb sei etwas besonderes gewesen. Heute werden die acht Schüler, die in Berlin waren, ihren Mitschülern berichten, wie sie die Auszeichnung erlebt haben.
»Preisverleihungen machen wirklich Freude«, sagte Bundespräsident Horst Köhler. Arbeit hatte er reichlich. 23 Schulen galt es zu ehren. Darunter auch zwei weitere Schulen aus Ostwestfalen -Ê die Hauptschule Bünde und die Wiedenbrücker Ketteler-Schule, die jeweils einen der 20 Sonderpreise und 3 000 Euro erhielten. »Ich war recht überrascht, dass sich der Bundespräsident so viel Zeit für die Schüler genommen hat«, sagte Bündes Schulleiterin Brigitte Lubitz.
Der erste Platz ging an die Friedrich-Ebert-Volksschule in Augsburg. Auf dem zweiten Rang landete die Stuttgarter Filderschule. Es gab 174 Einsendungen. Das Fazit der Veranstalter: »Deutschlands beste Hauptschulen verbinden Realismus und Pragmatismus mit Einfallsreichtum und Engagement.«

Artikel vom 28.04.2005