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Kleinster Standort der Region

Radarstellung Auenhausen wird 50 Jahre alt - 30 Soldaten und zehn Zivilisten

Von Michael Robrecht
Auenhausen (WB). Die Radaranlage in Auenhausen feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die Geschichte des Einzugs von Militär auf der Hegge begann im April 1955 mit einem Paukenschlag: Die Briten wollten kurz vor der Souveränitätserklärung der Bundesrepublik im Mai noch schnell Fakten schaffen und 62 Morgen Land für ein »Großradar« enteignen.

Erst nach zähen Verhandlungen mit den aufgebrachten Landwirten aus Auenhausen, die ein britisches Baukommando mit Gewalt beim ersten Spatenstich erfolgreich vertrieben hatten, konnte die Royal Air Force auf Höhe 318 die Stellung anlegen. »Heute sind bei uns 30 Bundeswehrsoldaten, darunter vier Wehrpflichtige, sowie zehn Zivilangestellte stationiert«, erklärt Hauptmann Willi Waller, Zugführer des Abgesetzten Technischen Zuges 242 der Bundesluftwaffe in Auenhausen. Die letzte Umstrukturierung hat die Truppe im kleinsten Militärstandort zwischen Egge und Weser zum 1. Oktober 2004 durchlaufen: Der seit Auflösung der Desenberg-Kaserne in Borgentreich seit Oktober 1993 dort angesiedelte Abgesetzte Technische Zug 145 erhielt im Herbst die neue Bezeichnung ATZ 242 und wurde um 20 Soldatenplanstellen und elf Zivilposten »abgerüstet«. Diese Umgliederung ist abgeschlossen: Und der einzige verbliebene Bundeswehrstandort im Kreis neben Höxter sei damit gesichert, meint Hauptmann Willi Waller (52), der schon seit 1994 die Radarstellung führt.
Seit der mehrstöckige Bunker nicht mehr besetzt und quasi stillgelegt ist, sind die Luftwaffensoldaten überwiegend für die Instandhaltung des Radarsuchgerätes zuständig. Auch Funksende-und Funkempfangsgeräte werden betrieben. Eine eigene Notstromversorgung ist vorhanden, eigene Handwerker, eine Küche und Wachpersonal wird in jenem einsamen Standort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, vorgehalten. Die Besatzung der Stellung wertet im Gegensatz zu den Zeiten des Kalten Krieges die Daten des Radargerätes nicht mehr selbst aus: »Alle militärischen und zivilen Luftbewegungen bewerten jetzt Nutzer in Führungsfechtsständen wie in Aurich oder Erntebrück«, erläutert Hauptmann Waller. Diese Daten würden auch mit dem Deutschen Flugsicherheitsdienst ausgetauscht. »Auenhausen hat weiter eine wichtige Funktion in der Kette der Radaranlagen der NATO-Luftverteidigung von Norwegen bis zur Türkei.«
Neben dem täglichen Fachdienst am Gerät in der Stellung stehe auch Sport und politische Bildung - wie in jeder Kaserne - auf dem Dienstplan, sagt Waller. Auch Übungen gebe es regelmäßig. Immer wieder kämen Besucher nach Auenhausen, so zum Neujahrsempfang, wo sich Gäste aus Politik und Verwaltung ein Stelldichein geben. Zum Schützenfest im Patenort Scherfede werde einer Abordnung entsandt, und auch am Volkstrauertag seien Soldaten aus Auenhausen präsent. Gute Kontakte gebe es zur Feuerwehr Brakel, die den Brandschutz in der Radarstellung garantiere.
Unvergessen ist für Willi Waller der Besuch des Petitionsausschusses des Bundestages 1998 in seiner Anlage, als es um die Bewertung ging, ob zwei bei Natingen stehende Windräder abgerissen werden müssten, die die Anlage störten. Eine Collage mit Zeitungsüberschriften aus jener Zeit in seinem Dienstzimmer erinnern Waller an den bundesweiten Bekanntheitsgrad der Auenhausener Windräder. An den Abriss erinnern sich auch die Ehemaligen der Radarführungsabteilung 15, die sich am ersten Donnerstag jeden Monats um 20 Uhr in der Radarstellung zwanglos treffen. Sonderseite

Artikel vom 28.04.2005