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»Dürfen nicht enttäuscht sein«

Der Kapitän der Schröno Baskets spricht - Interview mit Stefan Schey

Von Peter Klute
1995, nach dem sofortigen Wiederabstieg der damaligen Forbo Baskets aus der ersten Bundesliga, wechselte Stefan Schey aus Ludwigsburg nach Paderborn. Das ist zehn Jahre her und der inzwischen 30-Jährige zählt längst zum Inventar der heutigen Schröno Baskets. Über seine Erfahrungen mit dem Verein, die am Samstag mit dem Spiel gegen Iserlohn zu Ende gehende Saison und die Zukunft sprach das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT mit dem Kapitän und angehenden Diplom-Sportwissenschaftler.

Herr Schey, gehen wir mal von einem Sieg am Samstag im letzten Spiel zu Hause gegen Iserlohn aus. Hätten Sie es für möglich gehalten, die Saison mit nur zwei Niederlagen zu beenden?Stefan Schey: Ich habe immer gesagt: Wir spielen, um zu gewinnen. Auch wenn das vor der Saison nicht unsere offizielle Zielvorgabe war, wollten wir doch jedes Spiel gewinnen und somit auch Meister werden. Die Art und Weise, wie sich die Saison aber dann entwickelt hat, ist einfach großartig. Selbst der Meister in der zweiten Liga Süd hat ein schlechteres Punktekonto als wir. Es ist schon überraschend, dass wir fast alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt haben. Quakenbrück und Bonn haben es in der Vergangenheit mal geschafft, ohne Niederlage aufzusteigen, aber die hatten komplette Erstliga-Mannschaften. Dass wir mit unserem Etat und einem relativ jungen und unerfahrenen Team so ein Ergebnis erzielen konnten, ist unglaublich.

Wie groß ist die Hoffnung, dass Bremerhaven am Samstag gegen Essen verliert und die Schröno Baskets doch noch aufsteigen?Stefan Schey: Wir haben alle die Hoffnung und ich denke, dass eine Bremerhavener Niederlage gar nicht so weit weg ist. Sie haben sich nach dem Spiel gegen uns nicht gerade mit Ruhm bekleckert und Essen hat am Wochenende immerhin den Tabellendritten Rhöndorf geschlagen. Bremerhaven hat den Druck, aufsteigen zu müssen. Essen ist eine Überraschung zuzutrauen.

Wäre es mit nur zwei Niederlagen und nur aufgrund des schlechteren direkten Vergleiches besonders bitter, nicht aufzusteigen?Stefan Schey: Das ist sicher ungewöhnlich. Wenn man sieht, wie erfolgreich wir waren und wie gut wir gespielt haben, ist es schwierig, wenn man jetzt auf die Saison zurückblickt, zu sagen, da haben wir wohl den Aufstieg verspielt. Im Nachhinein ist die Niederlage in Düsseldorf sicherlich ärgerlich, aber so etwas kann passieren. Es ist müßig zu philosophieren, was passiert wäre, wenn wir dieses Spiel gewonnen hätten. Vielleicht hätten wir dann woanders gepatzt. In Düsseldorf und auch bei der zweiten Niederlage in Bremerhaven haben haben wir sicher nicht das gezeigt, was wir können, aber zu dem Zeitpunkt im November und Dezember war noch gar nicht abzusehen, dass wir so erfolgreich sein werden. Wir waren damals noch nicht bereit und haben uns erst entwickelt. Diese Wahnsinnsspiele im Pokal gegen die Erstligisten Braunschweig und Frankfurt und das Rückspiel gegen Bremerhaven, die kamen nicht von ungefähr, sondern das haben wir uns über Jahre erarbeitet. Dass wir jetzt schon so weit sind, ist aber eine Überraschung.

Gibt es nicht eine Spur von Enttäuschung?Stefan Schey: Ganz ehrlich: Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand von uns richtig enttäuscht ist, wenn wir den ersten Platz nicht mehr schaffen. Und das dürfen wir auch nicht sein. Wir haben eine tolle Saison gespielt, die richtig Spaß gemacht hat und dazu unheimlich erfolgreich war, auch wenn man nicht wegdiskutieren kann, dass das I-Tüpfelchen wahrscheinlich fehlen wird. Aber was sich für eine Euphorie im Umfeld und bei den Fans entwickelt hat, ist phänomenal und für uns als Spieler eine sehr große Motivation. Es sind die Fans und wir selbst, die uns zu solchen Leistungen treiben und nicht irgendwelche Unsummen an Gehältern.

Wieviel von dieser Euphorie kann in die neue Saison übertragen werden?Stefan Schey: Ich hoffe viel. Die Zuschauer honorieren die Art und Weise, wie die Mannschaft spielt und kämpft und dadurch, dass wir zusammenbleiben, sollte ein Übertrag auf die neue Saison trotz der langen Pause bis Oktober möglich sein. Den Spielern ist bewusst, dass dafür in erster Linie die Ergebnisse stimmen müssen.

Gesetzt den Fall, es klappt nicht mit dem Aufstieg. In dieser Saison hat keiner mit den Schröno Baskets gerechnet, im nächsten Jahr wird das Team mit den angekündigten Verstärkungen Top-Favorit sein . . .Stefan Schey: Das wird sicher eine schwierigere Situation, weil man uns ernster nehmen und der Druck größer wird. Aber wenn wir unserer Spielart und Herangehensweise treu bleiben, uns verstärken und weiter verbessern, bin ich optimistisch. Es hat uns schon in dieser Saison ausgezeichnet, dass wir nach den großen Spielen nicht abgehoben sind. Fortsetzung Seite 3

Artikel vom 29.04.2005