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In Afrika wird aus Abfall etwas Sinnvolles gemacht

Sonnenschüler lernen Sitten des Kontinents kennen

Versmold (hj). Der afrikanische Kontinent strahlt heute noch eine fast magische Anziehungskraft und Faszination aus. Diese Magie rührt sicherlich auch aus der Tatsache, dass nur wenige Europäer von sich behaupten können, den schwarzen Kontinent auch nur annähernd zu kennen. Das soll sich in der Sonnenschule Versmold jetzt aber ändern.

Jean Motombo kommt gebürtig aus dem Kongo. Der 40-jährige Pfarrer der ökumenischen Werkstatt Bielefeld-Bethel ist erst seit drei Jahren in Deutschland und erzählte gestern den Sonnenschülern, warum Afrika Weltmeister im Recycling ist. »Bei uns kommt nichts weg, wir werfen so schnell nichts in den Müll, denn wir könnten es noch gebrauchen.« Beispielsweise eine leere Dose. »Wir bearbeiten sie so lange, bis wir daraus eine Schüssel geformt haben«, erzählt der dunkelhäutige Afrikaner den Schülern, die sich im Sachkundeunterricht informieren. In der vergangenen Woche hatte die Grundschule an der Wersestraße ein Afrika-Projekt durchgeführt, unter anderem mit einem Trommel-Tag (wir berichteten in der Freitag-Ausgabe).
Überhaupt werde in Afrika, erzählt Motombo weiter, viel handwerklich gearbeitet. »Besonders in den Dörfern müssen die Frauen und Männer zum Teil hart arbeiten, um ihre Familien zu ernähren.« Er zeigt den Schülern ein Gerät, mit dem sie zunächst nichts anfangen können. Es handelt sich dabei um eine selbst gemachte Hacke zum Bearbeiten der Äcker und Felder. »Fertige Geräte können sich die meisten Bauern nicht leisten, also muss man sie herstellen«, so Motombo.
Was natürlich die Kinder faszinierte, sind die Teile aus einer Kiste, die der vierfache Familienvater mitbrachte: eine selbst gemachte Trommel, ein Schöpflöffel aus Holz, eine Schüssel, ein Besen aus Kokosnussbaum-Fasern und viele Lichtbilder, die das Leben und Arbeiten der Menschen des schwarzen Kontinents zeigen. Afrika zwischen Moderne und Tradition - für die Sonnenschüler Gelegenheit, das einmal hautnah zu erleben. »Man muss Afrika erleben, um es zu verstehen«, sagt Motombo, und lädt die Sonnenschüler ein, einmal selbst auf den schwarzen Kontinent zu reisen.
In einer anderen Klasse der Schule sitzt Elvina aus Moçambique. Die junge Frau, die schon seit zehn Jahren in Peckeloh lebt, ist in ihrer Stammeskleidung in die Grundschule gekommen. Besonders die Mädchen sind von ihr fasziniert, denn mit Engelsgeduld flechtet die Afrikanerin Zöpfe in die Haare der Mädchen. »Das finde ich toll«, freut sich Kira. »Wie schnell das doch geht!«

Artikel vom 26.04.2005