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Rüttgers war einen Tag Messdiener

Plausch im Café: »Ich halte das christliche Menschenbild für richtig«


Von Karl Pickhardt
Paderborn (WV). Er hat als 18-Jähriger nachts ein CDU-Plakat im Heimatdorf zerstört und wurde erwischt, war nur einen einzigen Tag lang Messdiener und kann auch heute noch als Sohn eines Elektrikers Strippen ziehen oder Fliesen verlegen: Bei »Jürgen Rüttgers - ganz persönlich« erlebten gestern Abend 450 handverlesen eingeladene Gäste (darunter auffällig viele junge Menschen) in Paderborn in der Bar Celona am Rathausplatz in lockerer Caféhaus-Atmosphäre weitab jeglicher Parteitag-Ungemütlichkeit einen Spitzenpolitiker »von Mensch zu Mensch«.
Im amerikanischen Wahlkampfstil ging Jürgen Rüttgers (53) von Tisch zu Tisch, schüttelte fast jedem Gast die Hand und ließ sich von Moderatorin Doro Dietsch auch über sein Verhältnis zu Papst und Kirche, aber auch zu seiner Kindheit befragen. Der Mann, der laut Umfragen alle Trümpfe in NRW für das Amt des neuen Ministerpräsidenten in Händen hält, rückte gleich zu Beginn seine Position nach angeblichen Äußerungen zum Christen-Menschenbild gerade. »Ich halte das christliche Menschenbild für richtig«, legte der zweifache Familienvater und Katholik unter heftigem Beifall los: »Und das muss man auch sagen dürfen«.
Und Rüttgers legte nach: »Es gibt falsche Menschenbilder«, zählte der CDU-Spitzenkandidat das marxistische, das nationalsozialistische und alle Menschenbilder, die eine Gleichberechtigung der Frauen nicht kennen, auf. Wieder satter Beifall in Paderborn. Und: »Das christliche Menschenbild ist bei Protestanten und Katholiken dasselbe«. Heimspiel für Rüttgers. Reporter vom Magazin »Stern« notierten eifrig, Fernsehkameras fingen jede Silbe ein.
Und auch zum neuen Papst aus Deutschland gab's eine Rüttgers-Botschaft: »Die Deutschen sollen endlich aufhören zu nölen und sich stattdessen lieber mit und über Papst Benedikt XVI. freuen«.

Artikel vom 26.04.2005