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Zwei Autos auf
Strecke geblieben

ADAC-Oldtimer-Fahrt zieht tausende Besucher an

Harsewinkel (jaf). Eigentlich, ja eigentlich sollten 121 Oldtimer an den Start der ADAC-Westfalen-Lippe-Klassik-Fahrt gehen. Am Samstagvormittag waren's dann aber »nur« noch 119. »Bei diesen alten Fahrzeugen kann es schon vorkommen, dass das eine oder andere auf der Strecke bleibt«, erklärte der ADAC-Pressesprecher Ralf Collatz im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.

Diejenigen, die in Bielefeld am Startpunkt bei herrlichstem Cabrio-Wetter ihre Motoren anließen, kamen aber allesamt zur Mittagsrast im Harsewinkeler Emstalstadion an. Und auch das ist nicht ganz selbstverständlich. »Viele Fahrer weichen auch schon einmal von der vorgegebenen Strecke ab, weil sie sich schlichtweg verfahren haben. Karte lesen ist halt nicht immer ganz einfach«, schmunzelte der Pressemann, blätterte in dem Programmheft der 65. Internationalen Oldtimer-Fahrt und stoppte bei der Startnummer 55. Der Daimler-Benz »S« war mit dem Baujahr 1927 das älteste Schätzchen der Tour durch Ostwestfalen-Lippe. Einige Minuten später fuhr der Wagen ins Emstalstadion ein. Mit gezückten Kameras und dem Zeigefinger auf dem Auslöser standen viele Oldtimerfreunde parat, um sich diesen Schnappschuss nicht entgehen zu lassen. »So etwas sieht man so schnell nicht wieder«, schwärmte ein Automobil-Liebhaber und hielt kräftig »drauf«.
Umringt von vielen Besuchern hatten Christian Hoffmann und Michael Meierjohann schon ihre Probleme, aus der Nobel-Karosse, die an die 500 000 Euro wert ist, zu steigen. Und während sich die Bielefelder an einer Gulasch-Suppe und Brötchen stärkten, wollte das Interesse an ihrem blitzblank polierten Daimler nicht abreißen. Doch auch die nachfolgenden Autos, ein Opel 18 B (Baujahr 1931), ein Citroen 11 CV (1953) und ein Morris 8 Sport (1939), waren nicht minder begehrt bei tausenden von Besuchern.
»Hier im Emstalstadion ist noch mehr los als im vergangenen Jahr, der Wahnsinn. Das Konzept geht in Harsewinkel auf: Viel Platz für die Autos, viele Gäste und eine 1-A-Bewirtung. Es ist nicht einfach, eine solche Örtlichkeit zu finden. Aus diesem Grund werden wir uns überlegen, ob wir nächstes Jahr auch wieder hier aufschlagen werden«, lobte Collatz das Harsewinkeler Stadion und machte sich schon wieder Gedanken über die Fahrt im kommenden Jahr: »Neun Monate brauchen wir zur Vorbereitung. In ein bis zwei Monaten kommen auch schon wieder die ersten Anfragen fürs nächste Jahr«.
Ob der Streckenverlauf (von Bielefeld über Häger, Hesseln, Hörste, Brockhagen, Harsewinkel, Steinhagen, Ummeln bis zum Startpunkt) aber wie in diesem Jahr sein wird, ist fraglich. »Wir variieren da immer - mal mehr und mal weniger«, so Collatz. Kaum ausgesprochen, brauste ein weiteres Schmuckstück im Wert eines Eigenheims an den staunenden Besuchermassen vorbei: ein Daimler Benz 300 SL, Baujahr 1955. Der Flügeltürer, der von Alexander Langemann und Sven Meyer aus Detmold gesteuert wurde, war der Vorjahressieger in der sportlichen Wertung. Und ebenso sportlich wie sein Aussehen war auch die Fahrweise der Detmolder, die heilfroh waren, als sie in Harsewinkel endlich ihre Flügeltüren nach oben klappen konnten. »Der Wagen hat keine vernünftige Lüftung. Deshalb muss man immer wieder die Türen öffnen, sonst geht man darin ein«, wusste Ralf Collatz von der ein oder anderen technischen Finesse zu berichten.
Und er wusste auch, dass das Teilnehmerfeld ganz bunt gemischt war: »Da gibt es die einen, die haben etliche Oldtimer in den Garagen stehen. Und dann gibt es solche, die ein Liebhaberstück besitzen und selbst daran herumschrauben. Zum Teil sind ganze Familien von den Oldtimern "infiziert"«.

Artikel vom 26.04.2005