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Erfrischende Barock-Musik geboten

»Virtuosi Saxoniae« mit stürmischem Applaus vonm Zuhörern bedacht

Von Ruth Matthes (Text und Fotos)
Bünde/Herford (BZ). An den sächsischen Hof zu Zeiten von Bach, Telemann und Vivaldi versetzten die »Virtuosi Saxoniae« am Samstagabend die Besucher der ausverkauften Marienkirche. Unter der Leitung des Trompeters Ludwig Güttler begeisterten sie die Zuhörer mit einer zupackenden und dennoch sensiblen Interpretation barocker Meisterwerke.

Die von Ludwig Güttler 1985 mit Musikern der Dresdner Staatskapelle gegründeten »Virtuosi Saxoniae« erwiesen sich als homogene Gruppe. Obwohl die meisten auch solistische Aufgaben übernahmen, fügte sich jeder harmonisch in den Gesamtklang ein.
Güttler hatte ein Programm zusammengestellt, das von bekannten Werken wie Bachs Doppelkonzert bis zu dem selten gespielten, von Forschern rekonstruierten, Bachkonzert D-Dur (BWV 249a) reichte. Bachs Ouvertüre Nr. 3 eröffnete das Konzert mit festlichem Glanz, den die drei Trompeter - allen voran Ludwig Güttler -Êdem ersten Satz verliehen. Der halligen Akustik der Kirche setzten die Musiker erfolgreich ein markantes, präzises Spiel entgegen. Auch bei der berühmten »Air« widerstanden sie der Versuchung allzu langatmig im Klang zu schwelgen. Zügig, aber mit inneren Ruhe gestalteten sie diesen »Hit« auf erfreulich frische Weise.
Durchdachte Phrasierung und rhythmische Akzente zeichneten auch das Concerto für zwei Violoncelli von Vivaldi aus, bei dem Güttler als Dirigent fungierte. Die beiden Cellisten, Friedwart Christian Dittmann und Johann Christoph Schulze, stürzten sich mit Temperament in die rasanten Soli. Den energiegeladenen Cellisten stellten die Virtuosi, die ihrem Namen alle Ehre machten, leichte Geigenklänge gegenüber -Ênur einer von vielen reizvollen Kontrasten dieses Stückes.
Nicht nur Vivaldis Werke wurden von der Hofkapelle gepflegt, auch Telemann stand hoch im Kurs, komponierte er doch auch direkt für die Dresdner. In seinem schwungvollen, galanten Concerto D-Dur kam Güttlers zweites Instrument, das Corno da caccia, bestens zur Geltung.
Der zweite Teil des Abends war ganz dem Hofkapellmeister Johann Sebastian Bach gewidmet. In seinem Konzert D-Dur, das aus Instrumentalsätzen mehrerer Kantaten zusammengestellt ist, gelang es den »Virtuosi Saxoniae« hervorragend, mit feiner Artikulation und Deklamation die Beziehungen zwischen den Stimmen deutlich hörbar zu machen. Dieses kultivierte Spiel bestimmte auch das nachfolgende Doppelkonzert für zwei Violinen, in dem Johanna Mittag und Roland Straumer als Solisten brillierten. Mit viel Ausdruck nahmen sie das gefühlvolle Largo, mit Schwung den rasanten Schluss. Der Abend klang mit dem Konzert D-Dur für drei Trompeten und Pauke geradezu triumphal aus. Das Publikum bedankte sich mit stürmischem Applaus.

Artikel vom 26.04.2005