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Ein Urgestein von
GWD verlässt die
Bundesligabühne

»Zahni« hört nach 24 Jahren auf

Minden (WB). So normal wie am Beginn einer Saison meistens neue Spieler vorgestellt und begrüßt werden, so normal ist es auch, dass die Saison mit der Verabschiedung von Spielern, manchmal auch Trainern zu Ende geht. Einen Betreuer zu verabschieden, daran kann sich wohl kaum jemand aus dem treuen GWD-Publikum erinnern. Denn seit mehr als 24 Jahren ist der ehemalige Postzusteller Gerhard »Zahni« Müller ununterbrochen Betreuer der 1. Mannschaft von Grün-Weiß Dankersen, GWD Minden bzw. GWD Minden-Hannover.
Über 800 Bundesligaspiele in der 1. und 2. Handball-Bundesliga, dazu zahlreiche Pokal- und noch mehr Freundschaftsspiele dürften es gewesen sein, bei denen »Zahni« Trikots verteilt, Spielberichtsbogen ausgefüllt und Wasserflaschen verteilt hat.
Am 10. Februar 1981, das weiß Gerhard Müller, den die meisten Handballer nur unter »Zahni« kennen, ist er bei einem Großfeldhandballspiel durch Helmut Meisolle angesprochen worden. Die 1. Mannschaft hatte gerade keinen Betreuer und Müller, der bereits zehn Jahre lang Betreuer, Hallensprecher, Wischer und Zeitnehmer bei der Dankerser »Zweiten« gewesen war, sagte spontan zu.
In den 70er Jahren hatte er es in der Reserve mit Trainern wie Werner Eyßer und »Hotti« Bredemeier zu tun. Ein junger Spund, der ganz am Anfang einer großen Trainer-karriere stand. In dieser Mannschaft spielten damals junge Handballer wie Willi Südmeier, »Pickel« Meyer, Peter Krebs, Eddy Franke oder Frank Harting, die alle später zu »Großen« des deutschen Handballs wurden und die »Zahni« alle irgendwann in der Ersten Liga wiedertraf.
In 24 Jahren Betreuertätigkeit bei GWD I hat er schließlich mit Horst Bredemeier, Heinz Brockmeyer, Friedrich Spannuth, Günter Gieseking, Vitomir Arsenijevic, Milorad Reljic, Milomir Mijatovic, Günter Meyer, Jürgen Kloth, Dietmar Molthahn, Zenon Lakomy, Wolfgang Böhme, Michael Biegler, Sascha Rymanov, Rainer Niemeyer und Velimir Klajic insgesamt 16 Trainer erlebt und weiß davon einige Geschichten zu berichten.
Auf die Frage, welche Spielernamen ihm spontan einfallen, wenn er an seine langjährige Betreuerkarriere denkt, antwortet er spontan Cvetkovic, Stoecklin und Dushebajev. Insbesondere die Lebensart von Stephan Stoecklin hat es ihm angetan. Der ehemalige Welthandballer, den in Minden alle nur »Asterix« nannten, war ein »Lebemann«, wie Zahni zu berichten weiß. Alles schien ihm leicht zu fallen. Aber das Wichtigste für ihn war ausschlafen und in Ruhe einen Espresso trinken.
Die Anzahl der Spieler, die »unter« dem Betreuer »Zahni« Müller bei GWD gespielt haben, kennt er nicht. Aber an alle kann er sich natürlich erinnern und zu vielen von ihnen fallen ihm auch kleine und große Geschichten ein. Die GWD-Rekordspieler Detlef Meyer, Frank von Behren und Dimitri Kouzelev gehören genau so dazu, wie schon fast vergessene Namen wie Axel Axelsson, Dr. Gerd Becker, Siggi Bjarnasson, Frank Löhr, Carsten Haurum, Hendrik Ochel oder »Ralli« Niemeyer.




























Am Ende dieser Saison wird Müller die Betreuerkluft an den »berühmten Nagel« hängen und sich mit seiner Frau Marianne etwas mehr Ruhe gönnen. GWD wird er dabei sicherlich nicht aus den Augen verlieren. Natürlich wird ihn das Bundesliga-Team, wie schon seinen langjährigen Partner und Freund Masseur Artur Brandt, zum »Ehrenmitglied der Mannschaft« ernennen.
Dass die Verabschiedung schon gestern, also fünf Spieltage vor Saisonende, stattfand, hatte einzig und allein damit zu tun, dass »Zahni« in Minden vor »seinem« Publikum, dass er 24 Jahren erlebt hat und das ihn bestens kennt, verabschiedet werden sollte.

Artikel vom 25.04.2005