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Blockbauten
statt Bungalows

GNU-Vortrag zu Siedlungsformen

Halle (el). In Verknüpfungen denken, um zu besseren Lösungen zu kommen, das ist unter anderem ein Aspekt von Nachhaltigkeit. Wie sich dieses Prinzip auf Siedlungsformen und Verkehr auswirkt, diskutierten am Freitag zwölf Interessierte mit Karl-Otto Schallaböck.

Die Gemeinschaft für Natur und Umwelt (GNU) hatte den stellvertretenden Leiter des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie, in die Remise eingeladen. Er entwarf ein umfassendes Bild von Energiewirtschaft, Klimaentwicklung, Ölverbrauch, Bevölkerungsentwicklung, Siedlungsstrukturen und Verkehr. Alle Aspekte, so erkannten die Teilnehmer des Seminars, sind eng miteinander verknüpft.
So ergaben sich bemerkenswerte Zusammenhänge. Die Bevölkerung, zeigte Karl-Otto Schallaböck, wird innerhalb von ein bis zwei Generationen drastisch abnehmen und sich zudem verändern. Mehr Single-Haushalte weisen schon jetzt in die zukünftige Richtung. Bei weniger Menschen pro Wohnraum, muss sich jedoch das Wohnverhalten ändern, damit der letztlich verbrauchte Platz nicht exponinentiell anwächst. Das heißt: Keine großen Bungalows fern von sozialen Anbindungen, sondern eher Blockbauten in zentralisierter Lage.
Allerdings gibt es auch ideale Größen für Siedlungen. Sie liegen bei mindestens 5000 und nicht über 250 000 Einwohnern. Außerdem gelte es eine Funktionsmischung herzustellen, erklärte der Referent. Also die Integration von Arbeit und sozialen Angeboten in die verdichteten Wohngebiete. Allein dadurch werde das Verkehrsaufkommen gedrosselt, könnten Verkehrsnetze optimal benutzt werden. Schon jetzt gelte: In Städten gibt es weniger Autos als in ländlichen Regionen wie Halle.
Weniger Verkehr bedeute aber auch weniger Verbrauch fossiler Brennstoffe, ebenso weniger Lärm, Feinstaub und Unfallgefahren. Schon jetzt und in der Region um Halle könnten bessere Schienenanbindungen, Busverkehr, Carsharing und Tempolimits eine Menge bewirken, erfuhren die Zuhörer. Feste Taktfrequenzen beim öffentlichen Nahverkehr, die einen 30-Minuten-Takt nicht überschreiten dürften, seien Garanten dafür, dass das Angebot auch genutzt wird.
Schallenböck zeigte weiterhin auf, dass es bei Fahrzeiten und dem Kostenaufwand für Fahrten Möglichkeiten der Begrenzung gibt. Allerdings erfordere das Prinzip der Nachhaltigkeit in jedem Falle ein Umdenken, wenn man nicht erst dann spontan regieren wolle, wenn sich die Situation schon drastisch geändert hat.

Artikel vom 25.04.2005