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Tradition endet nach 100 Jahren

Juweliergeschäft in der Marktstraße 1 schließt im Juni - keine Entlassungen

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Vor rund 100 Jahren begann in dem markanten Eckgebäude Marktstraße 1 in Höxter eine Tradition, die in den nächsten Wochen vermutlich für immer enden wird. Das Juweliergeschäft Gartenschläger (auch bekannt unter dem Namen Lillmeyer) schließt seine Pforten. Derzeit läuft der Ausverkauf.

Für Ralf Gartenschläger war der geplante Verkauf des Gebäudes -Êes gehört einer Erbengemeinschaft -Êder Grund, das Geschäft in dem angemieteten Ladenlokal aufzugeben. Er betrachtet die Schließung des Ladens, der eine Verkaufsfläche von nur 35 Quadratmetern aufweist, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
»Das Juweliergeschäft wurde um 1900 von der Familie Lillmeyer gegründet. Seit 100 Jahren gehört es schon zu Höxters Innenstadt dazu und ist damit für viele Bürger nicht mehr wegzudenken. Mit der Schließung gibt es wieder ein Einzelhandelsgeschäft in Höxter weniger -Êdas bedauere ich. Aus kaufmännischer Sicht muss ich allerdings sagen, dass die Geschäftsaufgabe eine logische Entscheidung ist. Sie trägt auch zur Absicherung meines Geschäftes in der Stummrige Straße bei«, berichtet der Goldschmiedemeister und Uhrmacher.
Insgesamt beschäftigt Ralf Gartenschläger fünf Mitarbeiter, darunter eine in der Ausbildung befindliche Goldschmiedin. Gartenschläger betonte gegenüber dem WESTFALEN-BLATT: »Es wird keine Entlassungen geben.« Alle Mitarbeiter werden demnach in dem bestehenden Goldschmiede-Betrieb in der Stummrige Straße integriert.
Vielen Höxteranern und darüber hinaus ist das Ehepaar Werner und Magdalena Gartenschläger, die Eltern des jetzigen Inhabers, bestens bekannt. Obwohl sie das Rentenalter längst erreicht haben, sind die beiden Geschäftsleute auch heute noch sehr gern in der Schmuckberatung tätig, und der 72-jährige Uhrmachermeister wird auch in Zukunft seine eigene Werkstatt haben. 1959 kam Werner Gartenschläger nach Höxter. Als Uhrmachermeister war er in dem Juwelier-Geschäft Lillmeyer tätig, bis er es 1977 übernahm.
1997 erfolgte aus gesundheitlichen Gründen die Übergabe an Sohn Ralf, der 1992 in der Wegetalstraße sein Atelier eröffnet hatte. 1995 folgte für Ralf Gartenschläger der Umzug in die Stummrige Straße. Seither liefen beide Geschäfte parallel -Êin der Marktstraße mit den Schwerpunkten Uhren, Schmuck- und Geschenkartikel sowie Uhrenservice, in der Stummrige Straße mit dem Schwerpunkt individuelle Schmuckgestaltung.
Am 30. Juni ist mit dem Traditionsgeschäft in der Marktstraße endgültig Schluss. Wie das Ladenlokal in Zukunft genutzt wird, ist laut Ralf Gartenschläger noch ungeklärt. Mit der sehr geringen Verkaufsfläche sind die Nutzungsmöglichkeiten sehr eingeschränkt, meint der Goldschmiedemeister.

Artikel vom 23.04.2005