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AWO schließt das
Café im Wasserturm

Pädagogische Angebote bleiben jedoch erhalten

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Das Jugendcafé im Wasserturm wird geschlossen. Mitarbeiter Andreas Beilmann wurde zum 30. Juni gekündigt. Damit reagiert die Arbeiterwohlfahrt (AWO), Trägerin der Jugendarbeit im Wasserturm, auf einen Umsatzeinbruch im vergangenen Jahr.

Insgesamt 10 000 Euro fehlten 2004 in der Kasse. »Es kamen nicht weniger Besucher in den Wasserturm, nur weniger Konsumenten«, erläutert Ulrike Boden, Kreisgeschäftsführerin der AWO. Wenn die Eltern weniger verdienten, wirke sich das auch auf das Taschengeld der Jugendlichen aus. »Das Jugendcafé zielte ja nie in erster Linie auf Umsatz. Die Schüler konnten hier auch ihre eigenen Butterbrote und mitgebrachte Pizzen vertilgen, wenn sie wollten«, sagt Boden.
Das pädagogische Angebot im Wasserturm bleibe jedoch erhalten. Wer beim Mädchentreff oder der Hausaufgabenbetreuung künftig eine Cola trinken oder einen Schokoladenriegel essen wolle, könne das auch künftig im Wasserturm bekommen. »Wir reduzieren nur das Rundum-Angebot mit Frühstück und Mittagessen. Ein Kiosk-Betrieb, wie in den anderen Jugendeinrichtungen der Stadt, bleibt bestehen,« versichert Boden.
Die Jugendarbeit im Wasserturm ist ein Vorzeigeobjekt der Stadt Stiftung Gütersloh. Auf ihre Initiative hin wurde das Angebot 1999 geschaffen. Der damalige Stiftungspräsident Dr. Mark Wössner spendete 200 000 Euro aus seinem Privatvermögen, um die Renovierung des 1888 erbauten Turmes zu ermöglichen. Bis Mitte 2002 wurde die Jugendarbeit von der Arbeitslosenselbsthilfe (ash) geleistet. Die Stadt Stiftung unterstützt die Arbeit nach wie vor mit 15 000 Euro pro Jahr. Weitere 30 000 Euro schießt die Stadt hinzu.
Wie andere Jugendeinrichtungen auch litt die im Wasserturm in den vergangenen Jahren unter Sparbeschlüssen. Die Stundenzahl der beiden hauptamtlichen Kräfte wurde immer weiter reduziert, die Öffnungszeiten zurückgefahren, das pädagogische Angebot beschnitten. Zuletzt strich die Stadt Gütersloh ihren Zuschuss um 3000 Euro - und damit um das gesamte Budget, das für pädagogische Arbeit zur Verfügung stand. Dennoch glaubt AWO-Mitarbeiterin Jutta Albrecht nicht, dass die Einschnitte in diese Angebote zum Umsatzrückgang geführt haben: »Die Schüler haben einfach weniger Geld.«
Darüber hinaus sei die Jugendarbeit im Wasserturm nie in die übrige Jugendarbeit in der Stadt eingebunden gewesen. Das soll sich ändern. Der Wasserturm soll der Jugendarbeits-GmbH beitreten und sich darin mit kulturellen Angeboten profilieren.

Artikel vom 23.04.2005