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Auf der Suche
nach Wahrheit

»Mathilde - eine große Liebe«

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Das Rhythmus-Filmtheater in der Aula der Realschule Schloß Holte-Stukenbrock zeigt den Film »Mathilde - eine große Liebe«. Die Vorstellung beginnt am Sonntag, 24. April, um 19 Uhr, und am kommenden Dienstag, 26. April, um 20 Uhr.
Der Erste Weltkrieg geht zu Ende, doch einer jungen Französin steht ihr größter Kampf noch bevor: Mathilde hat erfahren, dass ihr Verlobter Manech zu jenen fünf verwundeten Soldaten gehörte, die von einem Kriegsgericht verurteilt und als Todgeweihte ins Niemandsland zwischen den französischen und deutschen Stellungen hinausgeschickt worden sind.
Mathilde weigert sich jedoch zu akzeptieren, dass sie ihren geliebten Manech nie wiedersehen wird. So beginnt ihre außergewöhnliche Reise: Sie will herausfinden, was mit ihrem Verlobten geschehen ist. Ständig hört sie neue, herzzerreißende Varianten über Manechs letzte Tage und Minuten. Doch von keiner lässt sie sich entmutigen.
Wenn Manech tot wäre, dann würde Mathilde das spüren. Ihr Glaube ist unerschütterlich, die Hoffnung gibt ihr Kraft, unbeirrbar besteht sie auf ihrer optimistischen Grundstimmung - so verfolgt sie ihr Ziel bis zum Ende und nimmt diejenigen für sich ein, die ihr helfen können. Wer sich weigert, den ignoriert sie einfach. Indem sie der Wahrheit über das Schicksal der fünf Soldaten und ihrer brutalen Bestrafung näher kommt, erlebt sie das Grauen des Krieges und die von ihm Betroffenen hautnah.
Oberflächlich betrachtet erzählt »Mathilde« keine allzu originelle Geschichte: zwei Liebende, die durch den Krieg getrennt wurden. So etwas gabĂ•s schon oft. Doch der Film hat wesentlich mehr zu bieten. Weder Roman noch Film lassen sich in irgendeine Schublade quetschen. Stilsicher verarbeitet Regisseur Jean-Pierre Jeunet Einflüsse verschiedener Genres. »Mathilde« ist gleichermaßen Kriegsdrama wie Liebesgeschichte, Krimi wie Film Noir. Bei Jeunet gibt es Abwechslung satt. Erzählt wird die Geschichte in drei verschiedenen, aber in sich harmonischen Handlungssträngen. Im Vordergrund steht dabei Mathildes Suche nach ihrem Geliebten. In Rückblenden erfährt der Zuschauer mehr über Manechs Schicksal am Bingo Crepuscule sowie deren gemeinsamer Vergangenheit. Der Betrachter wird allerdings nie überfordert. Die Stimme eines Erzählers nimmt ihn an der Hand und führt ihn elegant durch die Episoden.
Hauptdarstellerin Audrey Tautou spielt überragend. Binnen weniger Sekunden hat sie einen komplett um den Finger gewickelt. Einerseits möchte der Zuschauer Mitleid mit ihr haben. Andererseits versprüht sie eine solche Freude am Leben und eine solche Selbstsicherheit in ihrem Handeln. Sie ist gleichermaßen verletzlich wie stark, verbreitet Hoffnung wie Zweifel.

Artikel vom 22.04.2005