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60 Kinder fiebern der Premiere entgegen

Zu Gast bei der Hauptprobe: Gymnasium führt Musical »Knasterbax und Siebenschütz« auf

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Auf der Bühne tobt das (organisierte) Verkehrschaos: kleine bunte Pappautos, dazwischen Kinder mit Fahrradlenkern in der Hand und »Ampelmädchen« Julia, ein riesiger roter Bus - und mittendrin: ein überforderter Verkehrspolizist. Aber der ist eigentlich auch Räuber und hat sich die Uniform nur angeeignet. Denn die Szene spielt im Musical »Knasterbax und Siebenschütz«, das das Gymnasium aufführt.

Das WESTFALEN-BLATT hat den 60 jungen Akteuren aus Unterstufenchor und Theater-AG und ihren »Regisseuren« Christa Wille-Möller und Stefan Binder (musikalische Leitung) sowie Reinhard Lauströer (Inszenierung) bei der Hauptprobe in der Aula des Schulzentrums schon einmal über die Schulter geblickt. Seit Jahresbeginn sind die Gruppen intensiv mit den Proben beschäftigt, und so langsam steigt die Spannung: Am Dienstag, 26. April, ist um 19.30 Uhr die Premiere.
Hochkonzentriert ist das Ensemble bei der Arbeit. Von der wilden Verkehrsszene - »die ist so komplex und so schweißtreibend«, kommentiert Christa Wille-Möller - abgesehen, herrscht äußerste Disziplin auf und vor der Bühne. Und wenn gerade mal nicht, gibt es sofort eine Ermahnung: »Der Chor darf jetzt nicht quatschen«, wird ein Flüstern vom »Orchestergraben« aus gleich unterbunden.
Schließlich ist ein Mammutprogramm zu erledigen. 90 Minuten Musical wollen durchgespielt werden. Und nebenbei gibt es noch jede Menge Details zu regeln. Das beginnt bei der Aufstellung des Chores auf der Bühne, das geht weiter über die Ausstattung der Hauptdarsteller mit Headsets und eingeschobenen kleine Sprechübungen, damit der Chor seine Liedtexte noch deutlicher 'rüberbringt, und endet bei Rollenfestlegungen: »Wer fährt den Bus?«, werden schnell noch Yesim, Timo und Felix dazu auserkoren, das Ungetüm aus Pappe auf der Bühne hin und her zu schieben.
Der Bus nämlich ist zur Hauptprobe erst fertig geworden und wird dementsprechend mit Applaus begrüßt. »Ich finde ihn toll«, lobt Christa Wille-Möller. Ebenso wie der Rest der Ausstattung ist auch der Bus beeindruckendes Produkt erfolgreicher Kooperationen. Denn die Musicalleute erfreuen sich einer ungeheuren Unterstützung aus der ganzen Schule - und darüber hinaus. Die Uniformen im Kostümfundus stammen von der Jugendfeuerwehr. Die Eltern haben, wie schon bei den drei vorangegangenen Musical-Projekten, mit Lehrerin Bettina Stieghorst und unter Leitung von Künstlerin und Schülermutter Barbara Steinmann in einem Workshop Kulissen, Requisiten und Kostüme angefertigt. Ganze Häuser sind aus Pappe geschnitten und bemalt worden, die »Hosenträger«-Autos für die Verkehrsszene sind in den Kunstklassen von Sabine Wenig, Sabine Beck und Jutta Terhaer-Blasius gebaut und von der Knoff-Hoff-AG von Andreas Frerkes mit Lampen ausgestattet worden - das Polizeiauto bekam sogar Blaulichter. Liebevolle Kleinarbeit, die nicht verlorengehen wird: »Wir heben alles auf, denn irgendwann können wir es wieder gebrauchen«, so Reinhard Lauströer. So kommt jetzt etwa die Wald- und Wiesenkulisse aus dem vor zwei Jahren aufgeführten Musical »Sängerkrieg der Heidehasen« wieder zu Ehren.
Auch die Mittelstufe stellt sich gerne für das Projekt zur Verfügung. Yvonne Stach, Jana Ludwig und Jan-Philipp Lindemann fungieren als Theaterhelfer, schminken die Darsteller und bedienen den Schleiernessel-Vorhang, der immer dann zugezogen wird, wenn während einer laufenden Szene im Hintergrund schon die nächste vorbereitet wird. Jonas Wittenborn und Leon Hinz sind die Techniker und sorgen für Beschallung und Beleuchtung. Und auch das kleine Orchester ist mit älteren Schülerinnen und Schülern besetzt. Dass es nur sechs Musiker sind, das ist ganz bewusst so inszeniert worden. Denn schließlich wird das Musical nicht nur am Dienstag (19.30 Uhr) sowie am kommenden Sonntag, 1. Mai, um 18 Uhr in der großzügigen Aula aufgeführt, sondern am Donnerstag, 12. Mai, um 19 Uhr auch im Rahmen der Bielefelder Schultheaterwoche im Theater am Alten Markt. Und im TAM, das wissen die Steinhagener noch von ihrem Auftritt vor zwei Jahren, ist immer wenig Platz an der Bühne.
Auf das Spiel in einem »echten« Theater freuen sich die Gymnasiasten - und Reinhard Lauströer auch: »Nicht nur wegen des Auftritts. Der Blick hinter die Kulissen ist schon spannend genug.«

Artikel vom 22.04.2005