25.04.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ingo Horst behält
die Orientierung

Der Hesse läuft Biehl den Rang ab

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Mal rauf, mal runter, manchmal steil, dann wieder moderat. Diese regelmäßigen Unregelmäßigkeiten haben zwischen Hermannsdenkmal und Sparrenburg schon viele Aktiven straucheln lassen. Der neue Hermannslaufsieger Ingo Horst behielt bei seinem ersten Start jederzeit die Orientierung.

Nach genau 1:48:59 Stunde trug der Klangteppich der vielen tausend applaudierenden Zuschauer an der Promenade unterhalb der Bielefelder Sparrenburg den 27 Jahre alten vielfachen deutschen Orientierungslaufmeister als Ersten ins Ziel.
Obwohl der harte Kampf um den Sieg mit seinem Titelvorgänger Marcus Biehl (SV Brackwede/1:49:41) dem neuen Champion noch ins Gesicht geschrieben stand, analysierte dieser bereits, warum bei seinem ersten Start dem »Hausherrn« den Rang ablief: »Die Strecke kam mir entgegen, weil sie so unrhythmisch ist.«
Zur Erklärung: Orientierungsläufer müssen sich bei ihren Wettbewerben stets durch unwegiges Gelände kämpfen. Deshalb sind ihre Zeiten auch nicht vergleichbar mit denen auf geraden Strecken gelaufenen. Und deshalb wusste auch niemand so Recht, wie denn der respektvoll von allen Seiten zum Mitfavoriten gemachte Sportler aus Oberweser-Arenborn denn nun wirklich über die Strecke kommen würde.
Nur einer hatte nichts anderes als den Sieg erwartet. Peter Gehrmann, Horst's Trainer von der ASG Teutoburger Wald und neben Starter Wolfgang Schlüter einer der Mitbegründer des Hermannslaufes. »Ich hatte nichts anderes erwartet. Schließlich ist er ja Weltklasse im Orientierungslauf«, sagte der Hermannslauf-Veteran Gehrmann, der seinen Schützling mit dem Fahrrad begleitet hatte.
Die Entscheidung fiel am Anstieg zum Eisernen Anton: Kurz zuvor hatte Biehl noch geführt und hatte selber bereits an den dritten Hermannslauf-Sieg nach 2000 und 2004 gedacht: »Bei Kilometer 25 war ich mir relativ sicher, dass ich gewinne.« Doch dann saß der Konter des Geländemannes: »Ich habe mich wohl übernommen. Deshalb konnte ich nicht mehr folgen. Zudem hatte ich Seitenstiche, und die bekommt man ja meistens, wenn man zu schnell läuft«, berichtete Biehl.
Dem neuen Champion zollte er großen Respekt, und auch mit der eigenen Zeit war er keineswegs unzufrieden. »Ich möchte in fünf Wochen beim Marathon in Minden Bestzeit laufen.« Das Ziel des neuen Hermannslaufsiegers ist ein anderes: Der Diplom-Bauingenieur will bei der Weltmeisterschaft der Orientierungsläufer in Japan eine gute Rolle spielen.
Seitenstiche wie Biehl plagten auch den Mitfavoriten Philipp Brouwer (LC Paderborn). Der 22-jährige Mittelstreckler steckte nach 20 Kilometern in der Führungsgruppe zurück. Ende im Gelände. Nach längerer Bedenkzeit (»Ich habe dran gedacht auszusteigen, aber es war kein Auto da«) lief er schließlich entspannt ins Ziel nach Bielefeld - als 31. und damit meilenweit entfernt von den eigenen Ansprüchen.

Artikel vom 25.04.2005