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60 Meter hoch über der Stadt schaukeln

Größtes mobiles Riesenrad ist auf dem Aqua-Magica-Gelände schon aufgebaut

Von Mario Berger
Bad Oeynhausen (WB). Es wiegt 450 Tonnen und ist 60 Meter hoch. Das Riesenrad mit 450 Sitzpläten auf dem Aqua-Magica-Gelände ermöglicht von Samstag, 30. April, bis Sonntag, 29. Mai, einen grandiosen Blick über Bad Oeynhausen und Löhne. Mit insgesamt 28 Eisenbahnwaggons wurden die Teile transportiert.

»Die Riesenrad-Teile sind in 22 Containern verpackt. Und die müssen erstmal an Ort und Stelle gebracht werden«, sagt Schausteller Theo Rosenzweig von der Steiger OHG. Der 34-jährige Bad Oeynhausener weiß wovon er redet. Schon im Kindesalter wurde Rosenzweig durch seinen Vater in die Geheimnisse des Fahrgeschäfts eingeweiht. Mit 32 schweren Lastwagen geht der Transport weiter zum Stellplatz, wo die schweißtreibende Aufbauarbeit für die sechs erfahrenen Monteure beginnt. Der Clou: Die stabilen Container dienen nicht nur zum Transport, sondern auch als Fundament für das größte transportable Riesenrad der Welt.
Ganz wichtig ist die Wahl des Standorts: »Das Gesamtgewicht des gigantischen Karussells beträgt 450 Tonnen«, erklärt Rosenzweig. Zum Vergleich: Eine Boeing 747 wiegt 400 Tonnen. »Auf einer matschigen Wiese würde das Riesenrad einfach wegsacken oder umkippen.«
Schon kommt der Seitenlader mit einer Hubkraft von 31 Tonnen um die Ecke gefahren und hebt die Container von den Lastwagen. Die Monteure haben alle Hände voll zu tun, die Container miteinander zu verbolzen. Stück für Stück entsteht das gewaltige Fundament, auf dem die mächtige Hauptachse, der so genannte Bock in der Mitte, aufgebaut wird. Besonders wichtig: Der Untergrund muss eben, darf nicht wackelig sein. Die Anspannung im Team ist förmlich zu riechen. Jetzt ist Millimeterarbeit gefragt: »Jede kleinste Ungenauigkeit wirft uns Tage zurück«, prophezeit der Schausteller.
Kurze Zeit später ragt die gewaltige Achse in 33 Meter Höhe in den blauen Himmel. Gehalten wird das zentrale Teil von zwei 30 Tonnen schweren Stützen. Im nächsten Schritt werden die 14 Speichen mit der Achse verbunden. »Schwindelfrei sollte man schon sein«, amüsiert sich Rosenzweig. Gesagt, getan: In luftiger Höhe werden zwei Speichen angebracht. Dazwischen wird - wie bei einem Fahrrad - die Felge montiert.
Endlich ist es soweit: Das Riesenrad nimmt seine unverkennbare Form an. Insgesamt 100 Bolzen und 400 Schrauben müssen die Monteure für die aufwendige Radkonstruktion verbauen. Ein Blick in den Himmel verrät: die Gondeln fehlen. An das Felgenrad mit 55 Meter Umfang werden in mühevoller Kleinarbeit die Haltevorrichtungen für die Gondeln angebracht. Eine Besonderheit: Die Kabinen drehen sich um ihre eigene Achse. »Diese Technik beherrschen weltweit nur drei Riesenräder«, versichert Theo Rosenzweig, »die Gondeln der meisten Räder sind fest mit der Felge verbunden.«
Für den nötigen Strom ist auch gesorgt: Mit unglaublichen 250 Kilowatt ist das Fahrgeschäft ein richtiger Stromfresser. Damit sich das Rad auch dreht, wurde ein Generator mit 1 000 Pferdestärken zu Hilfe geholt. Insgesamt sechs Tage lang müssen die Monteure zupacken - der Abbau ist in der Hälfte der Zeit zu schaffen.
Entwickelt wurde das Riesenrad von Adolf und Hans Steiger. Premiere feierte das imposante Fahrgeschäft 1980 auf dem Hannoveraner Schützenfest. »Damals gab es viele Konkurrenten«, erinnert sich der Schausteller. Etwas Neues und Gewaltiges musste her. Rosenzweigs Großvater, Adolf Steiger, hatte die Idee, das größte mobile Riesenrad zu bauen. Bis zum heutigen Tag ist die Bad Oeynhausener Schaustellerfamilie mit ihrer Erfindung konkurrenzlos.
Das Riesenrad auf dem Aqua-Magica-Gelände dreht sich vom 30. April bis Sonntag, 29. Mai, jeweils aber nur freitags, samstags, sonntags und an den Feiertagen von 11 bis 22 Uhr. Kinder zahlen für eine Fahrt zwei und Erwachsene 3,50 Euro. Die Tageskarte kostet 7,50 Euro.

Artikel vom 23.04.2005